In der Welt des Recruiting und der Personalauswahl sind wir ständig auf der Suche nach innovativen Methoden und Ansätzen, um die besten Talente für unser Unternehmen zu gewinnen. Während die meisten von uns auf bewährte Methoden und wissenschaftlich fundierte Verfahren setzen, gibt es immer wieder faszinierende Geschichten und Aberglauben, die sich um das Thema Recruiting ranken. Dieser Blogpost wirft einen ungewöhnlichen Blick auf die Welt des Recruitings und untersucht, ob Aberglaube, Parapsychologie und auch der (Un)Glücksbringer wie schwarze Katzen tatsächlich eine Rolle bei der Mitarbeiterauswahl spielen.

Wie relevant ist Aberglaube im modernen Recruiting? 

Der Aberglaube ist gegenwärtiger als wir alle denken, auch im Recruiting. Zum einen, weil er einfach seit hunderten von Jahren ein Bestandteil unseres Lebens ist, so viele Dinge wurden nach den Sternen oder “göttlichen Sagengestalten” genannt und wir machen uns einfach heute keine Gedanken mehr darüber:

  • Namensgeberin für den Freitag ist Frija oder Freya, die nordische Entsprechung der Venus, nach der im romanischen Sprachraum der Freitag benannt ist.
  • Wer “satt” ist, der ist laut Sprachgeschichte saturiert, also beim Grenzen setzenden Saturn angelangt. “Satisfaction” und alle Begriffe, die sich aus der Wurzel satis ableiten wie zum Beispiel das englische Wort “sad”, sind ebenfalls Kinder des Saturn.
  • Wer launisch ist, wird hingegen vom Mond beherrscht, denn das Wort “launisch” stammt vom lateinischen Wort für den Mond, luna. So wie der Mond mit seinen unterschiedlichen Phasen ist auch ein launischer Mensch vielen Schwankungen unterworfen.

Die (un)bewußten Auswirkungen im heutigen Recruiting

Es gibt Menschen, die glauben, dass das Schneiden der Haare während bestimmter Mondphasen oder das Tragen bestimmter Farben Glück bei Vorstellungsgesprächen bringen kann.  Und die vor einer wichtigen Entscheidung oder Meetings nicht unter eine Leiter durchgehen bzw. sich sogar nicht für einen Sache oder einen Job entscheiden, wenn vor dem Interview eine schwarze Katze von links nach rechts über die Straße lief.

Kurz unser privater Aberglaube wirkt sich auf die täglichen Entscheidungen aus – und damit sind sie auch in den täglichen Recruiting Abläufen und Handlungen präsent.

Was ist Parapsychologie und die Suche nach außergewöhnlichen Fähigkeiten im Recruiting

Einige Unternehmen haben in der Vergangenheit behauptet, parapsychologische Fähigkeiten wie Telepathie oder Hellsehen in ihren Auswahlprozessen zu nutzen.

Zu den Forschungsobjekten der Parapsychologie gehören scheinbar paranormale Phänomene, wie sie schon aus magischen und mystischen Bewusstseinszuständen stammend, seit der Antike und dem Mittelalter überliefert wurden zum Beispiel (Aufstellung aus Wikipedia hier)

  • Divination: Wahrsagen, Weissagen, in die Zukunft sehen, Prophezeiungen (dazu kann man rechnen: Astrologie, Kartenlegen, Pendeln …)
  • Telepathie: Übertragung von Informationen durch Gedanken oder Gefühle zwischen Menschen ohne dabei irgendwelche Hilfsmittel der klassischen fünf Sinne zu verwenden.
  • Präkognition: Empfangen oder wahrnehmen von Informationen zukünftiger Ereignisse, bevor diese eintreten und ohne dass sie aus den Möglichkeiten der Vergangenheit oder Gegenwart extrapoliert werden können.
  • Hellsehen und Visionen: Das Erhalten von Informationen über Begebenheiten oder Ereignisse an entfernten Orten mithilfe bisher unbekannter Mittel.
  • Psychokinese und Spuk: Die Fähigkeit, materielle oder physikalische Prozesse mithilfe bisher unbekannter Mittel zu beeinflussen.
  • Geistererscheinungen: Phänomene, die oft in Verbindung gebracht werden mit Gespenstern und an Orten geschehen, die ein Verstorbener häufig aufgesucht hat oder an Orten, an denen ein Verstorbener zuvor gelebt hat.

Wir werfen einen kritischen Blick auf diese Praktiken und fragen, ob sie tatsächlich dazu beitragen, die besten Talente zu identifizieren oder ob es sich um bloße Pseudowissenschaft handelt.

Du glaubst das nicht? Hier ein paar prominente Beispiele (mit Recruiting)

Diese Beispiele zeigen, dass die Verwendung von Wahrsagen oder anderen parapsychologischen “Methoden” im Recruiting ein internationales Phänomen ist. Es gibt Unternehmen in verschiedenen Ländern, die diese Methoden einsetzen, um Bewerber zu bewerten.

1. USA: Der CIA  und das US-Militär nutzten “Mind Readers”, um die Sowjets auszuspionieren

Das Beispiel zeigt, dass die CIA in den 1970er Jahren ein Programm zur Erforschung und Entwicklung von parapsychologischen Fähigkeiten für Spionagezwecke durchgeführt hat. Sie haben jahrelang in ihr Recruiting integriert. Das Programm, das als Project Stargate bekannt war, wurde 1995 eingestellt (mehr hier in Wikipedia)

Das CIA-Programm war umstritten, da es keine wissenschaftlichen Beweise für die Existenz paranormaler Fähigkeiten gab. Außerdem wurde es von Kritikern als unwissenschaftlich und diskriminierend bezeichnet.

(Quelle: History.com: The CIA Recruited ‘Mind Readers’ to Spy on the Soviets in the 1970s)

Im bekannten Film “Männer, die auf Ziegen starren” , der auf wahren Begebenheiten beruht, die das Sachbuch der Autors Jon Ronson, unter dem gleichen Titel beschrieben hat, werden auch die analogen Methoden der US-Army beschrieben.

2. USA Microsoft nutzte Hellsehen, um neue Mitarbeiter zu finden (1994)

Im Jahr 1994 nutzte Microsoft Hellsehen, um neue Mitarbeiter zu finden. Das Unternehmen engagierte den Hellseher John Edward, um seine Bewerber zu bewerten. Edward war damals ein Medienstar und behauptete, er könne in die Zukunft sehen und erkennen, ob ein Bewerber ein guter Mitarbeiter für Microsoft wäre.

Microsoft gab an, dass Edward bei der Auswahl von Mitarbeitern eine “hohe Trefferquote” hatte. Allerdings wurde die Methode von Kritikern als unwissenschaftlich und diskriminierend bezeichnet.

Die Quelle für diese Information ist ein Print-Artikel in der Zeitschrift “The New York Times” vom 22. Februar 1994 mit dem Titel “Microsoft to Use Psychic to Screen Job Applicants”.

3. Die chinesische Regierung nutzte Astrologie, um Regierungsbeamte zu rekrutieren (2017)

Im Jahr 2017 gab die chinesische Regierung bekannt, dass sie Astrologie einsetzen würde, um Regierungsbeamte zu rekrutieren. Die Regierung behauptete, dass Astrologie ein effektives Mittel sei, um die Persönlichkeit und die Führungsqualitäten von Bewerbern zu bewerten.

Diese Entscheidung wurde von Kritikern als unwissenschaftlich und diskriminierend bezeichnet. Die Regierung wurde beschuldigt, damit die Chancen von Bewerbern aus bestimmten Bevölkerungsgruppen zu verringern.

Die chinesische Regierung hat das System im Jahr 2018 nach internationalen Protesten abgeschafft.

Hier sind einige Quellen:

  • “China Uses Astrology to Hire Government Officials” von The New York Times, veröffentlicht am 26. Februar 2017.
  • “China’s Use of Astrology in Government Hiring Raises Concerns” von The Washington Post, veröffentlicht am 26. Februar 2017.
  • “China’s Astrology-Based Government Hiring System Draws Criticism” von The BBC, veröffentlicht am 26. Februar 2017.

4. Japan: Handlinienkunde ist ein maßgeblicher Bestandteil des Recruitings

In diesem Artikel wird berichtet, dass die Handlinienkunde in Japan eine weit verbreitete Methode ist, um die Persönlichkeit und die beruflichen Fähigkeiten eines Menschen zu beurteilen. Der Artikel zitiert eine Studie, die zeigt, dass 40 % der japanischen Unternehmen die Handlinienkunde bei der Auswahl von Mitarbeitern einsetzen.

Die Quellen: 

  • “Hand Analysis in Japan: A Tool for Hiring?” von Michael C. Goodman, veröffentlicht in der Zeitschrift “Asian Business & Management” im Jahr 2012
  • “The Use of Palmistry in Japanese Hiring Practices” von Hiroko Shimada, veröffentlicht in der Zeitschrift “Asian Studies” im Jahr 2015
  • “Palmistry in Japanese Business” von William M. Tsutsui, veröffentlicht in dem Buch “Japanese Business and Management: Continuity and Change” im Jahr 2003

5. Indien: Numerologie im Recruiting identifiziert berufliche Stärken und Schwächen

In Indien ist es üblich, dass Unternehmen die Numerologie bei der Auswahl von Mitarbeitern einsetzen. Dabei werden die Geburtsdaten der Bewerber verwendet, um ihre Persönlichkeit und ihre beruflichen Stärken zu bestimmen.

In Indien wird die Numerologie als ein Teil der Astrologie angesehen. Die Astrologie ist in Indien eine weit verbreitete Religion und Kultur. Die Numerologie wird in Indien verwendet, um die Persönlichkeit, die Zukunft und die beruflichen Chancen eines Menschen zu bestimmen.

Hier sind einige Quellen:

  • “Numerology in Indian Business” von Manoj Kumar, veröffentlicht in der Zeitschrift “International Journal of Business and Management” im Jahr 2015.
  • “The Use of Numerology in Indian Hiring Practices” von Priyadarshini Sinha, veröffentlicht in der Zeitschrift “Business and Economics Research Journal” im Jahr 2017.
  • “Numerology as a Tool for Hiring in India” von Anjali Aggarwal, veröffentlicht in dem Buch “Indian Business Practices: A Contemporary Perspective” im Jahr 2022.

Ein kleine Bewertung – es versteht sich von selbst …

Die Verwendung von Wahrsagen, Hellsehen, Astrologie oder anderen parapsychologischen Maßnahmen im Recruiting ist umstritten – sie werden auch gern “Trash Diagnostik” genannt. In meinen über 30 Jahren HR-Erfahrung hatte ich nur 4 Fachbereiche die solche Maßnahmen einbezogen: Es war in allen Fällen die Astrologie. Und in allen Fällen haben wir sogar gemeinsam das astrologische Gutachten verworfen – Gott-sei-Dank waren es einfach neugierig, aber bodenständige Ansprechpartner. Weil die Gutachten hatten so gar nichts mit den Menschen zu tun, die wir kennengelernt haben.

Kritiker argumentieren, dass diese Methoden unwissenschaftlich und diskriminierend sind. Ersteres sind sie in jedem Fall, das ist unstrittig. Sie weisen darauf hin, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für die Existenz paranormaler Fähigkeiten gibt, der Zusammenhang zwischen Handlinien und Sternen und Schicksal nicht existiert und nicht bewiesen werden kann. Außerdem beschuldigen sie Unternehmen, die Wahrsagen einsetzen, damit die Chancen von Bewerbern aus bestimmten Bevölkerungsgruppen zu verringern. Die Diskriminierung hängt stark davon ab, wie kritisch man die Ergebnisse einbindet und wie sehr sie Beurteilungsfehlern und Bias der durchführenden Personen unterliegen (hier mehr wie Unconsious Bias und Vorurteile des Recruiting beeinflussen).

Befürworter dieser parapsychologischen Methoden argumentieren, dass diese Methoden eine wertvolle Ergänzung zu anderen Methoden der Personalauswahl sein können. Sie weisen darauf hin, dass diese  Informationen über die Persönlichkeit und die beruflichen Stärken eines Menschen liefern kann, die auf andere Weise nicht zugänglich sind.

Fazit: Schwarze Katzen im Recruiting als Glücksbringer oder Omen sind harmlos.

Es gibt viel zwischen Himmel und Erde, viele Kausalitäten, die wir derzeit noch nicht wissenschaftlich beweisen können, aber die es dennoch gibt – die Geschichte ist voll von diesen Sachverhalten, von dem Beweis, dass die Erde rund ist und keine Scheibe, bis hin zu der Existenz von Bakterien.

Es ist aber empfehlenswert, im modernen Recruiting auf wissenschaftliche Methoden und bewährte Verfahren zu setzen, um die besten Talente zu finden und einzustellen. Aberglaube, Parapsychologie und schwarze Katzen mögen interessante Themen sein, aber sie sollten nicht die Grundlage für wichtige Personalentscheidungen bilden.

Lasst uns den Aberglauben hinter uns lassen und stattdessen auf fundierte, datenbasierte Ansätze setzen, um die richtigen und passenden Mitarbeiter* für Dein Unternehmen zu finden und zu gewinnen.

Happy Recruiting!

 

    Hat Ihnen dieser Blogbeitrag gefallen?
    Hier können Sie sich in die Liste für Blogupdates eintragen:

    Mit dem Absenden des Kontaktformulars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten zur Bearbeitung Ihres Anliegens verwendet werden (Weitere Informationen und Widerrufshinweise finden Sie in der Datenschutzerklärung).

    Be Social - Bitte teilen Sie diesen Beitrag mit Ihrem Netzwerk!