Google Gemini (vorher Bard) ist ein großes Sprachmodel (LLM) von Google AI, das auf einem massiven Datensatz aus Text und Code trainiert wurde. Es kann eine Vielzahl von Aufgaben ausführen, darunter das Generieren von Text, das Übersetzen von Sprachen und das Beantworten von Fragen. In diesem Blogbeitrag wird untersucht, wie Google Gemini für das Talent Sourcing eingesetzt werden kann. Wir werden uns die verschiedenen Aufgaben des Talent Sourcing ansehen und wie Google Gemini Dich bei diesen Aufgaben unterstützen kann.

Was ist Google Gemini vormals Bard?

Gemini ist – ähnlich wie Chat GPT – ein generativer Chatbot mit künstlicher Intelligenz, der von Google entwickelt wurde. Er wird als Reaktion auf OpenAIs ChatGPT angesehen und wurde im März 2023 in begrenztem Umfang erstmals veröffentlicht – anfangs nur aus den USA. Seit Ende August ist das Tool auch in Deutschland kostenlos nutzbar.

Sie finden Google Gemini unter https://gemini.google.com . Wie bei allen Google-Produkten müssen Sie sich mit Ihrem Google-Konto anmelden. Sie müssen auch den Nutzungsbedingungen zustimmen, aber sobald Sie darauf klicken, können Sie recht schnell mit der Verwendung von Google Bard beginnen.

Wie startete Google als Bard und wurde zu Gemini?

Bard wird von Googles großen Sprachmodellen (LLMs) angetrieben. Es wurde entwickelt, um die menschliche Kommunikation mit Hilfe von maschinellem Lernen und natürlicher Sprachverarbeitung zu imitieren. Bard kann Fragen beantworten, programmieren, mathematische Probleme lösen und bei Schreibaufgaben helfen. Google Bard aka die KI (Künstliche Intelligenz) ist bislang von der Google-Suche getrennt, bezieht aber ihre Informationen aus dem Google Index.
Google wiederholt ständig und zeigt auch an, dass Bard noch ein Experiment war und lernt – deshalb kann es  – wie alle Sprachmodelle  – auch ungenaue oder unangemessene Antworten geben. Jeder Nutzer hilft aktuell, das Modell zu verbessern, indem sie Feedback hinterlassen.

Am 7. Februar 2024 wurde Bard in Gemini umbenannt. Wie Google selbst am 2.01. im Google Blog ankündigte ist der Unterschied:

Google Gemini konzentriert sich dabei auf die Content-Erstellung und SEO, während Bard auf Conversational AI und effektive Kundenkommunikation setzte.

In klaren Worten: Bard war dazu da, dem User erwünschte Antworten zu geben, während Gemini ernsthafte Text-Antworten erstellen kann. Das Ergebnis war, dass die meisten Antworten ein Spiegel der Anfragen, wenn man Bard genug trainiert hatte, sogar ein Spiegel der Anfragen des einzelnen User war. Bard lernte schnell was der User hören wollte, war aber extrem limitiert in der Antwortvariation.

Was konnte Google Bard bereits besser als ChatGPT?

Damit kann Bard nicht nur Internetinformationen finden, sondern sogar im Internet gelöschte Beiträge finden und zitieren.

Stärken von Google Bard:

  • Fähigkeit, eine Vielzahl von Aufgaben auszuführen: Der Chatbot kann eine Vielzahl von Aufgaben ausführen, darunter das Generieren von Text, das Übersetzen von Sprachen und das Beantworten von Fragen. Dies macht es zu einem vielseitigen Werkzeug, das für verschiedene Zwecke eingesetzt werden kann.
  • Großer Datensatz: Er wurde auf einem massiven Datensatz aus Text und Code trainiert. Dies ermöglicht es ihm, ein breites Spektrum an Informationen zu verstehen und zu verarbeiten.
  • Fortlaufende Entwicklung: Er wird ständig weiterentwickelt. Dies bedeutet, dass das Tool nicht nur insgesamt durch die Nutzung immer besser wird, sondern sich sehr an seinen individuellen Nutzer anpasst.

Schwächen von Google Bard:

  • Voreingenommenheit: Google Bard ist auf einem Datensatz von Text und Code trainiert, der von Menschen erstellt wurde. Dies bedeutet, dass er die Vorurteile dieser Daten widerspiegeln kann.
  • Fehlerhaftigkeit: Der Chatbot ist ein maschinelles Lernmodell und ist daher nicht perfekt. Es kann Fehler machen, insbesondere bei komplexen Aufgaben.
  • Manipulierbar: Er kann manipuliert werden, um falsche oder irreführende Informationen zu generieren. Dies ist ein potenzielles Risiko, das bei der Verwendung von Google Bard berücksichtigt werden sollte.

Der Datenschutz bezogen auf die Nutzung von Google Gemini

Sie kennen das: Natürlich bedeutet Machine Learning auch, dass Daten gesammelt und gespeichert werden und zwar auf verschiedene Arten. Das Lernen der Chatbots geht nicht ohne dieses Speichern und Verarbeiten. Ich habe das mal überprüft und habe gefunden, dass Folgendes gespeichert wird:

  • Gemini-Nutzungsdaten: Google sammelt Daten über die Nutzung des Bard-Dienstes und anderer Google-Produkte und -Dienste.
  • Gemini-Konversationen: Google speichert die Gespräche, die Sie mit Bard führen (und so sind Sie für Sie auch immer abrufbar).
  • Standortinformationen: Google speichert Informationen über Ihren Standort. Dies kann die allgemeine Region Ihres Geräts, Ihre IP-Adresse oder die Adressen Ihrer Heim- oder Arbeitsstätte, die in Ihrem Google-Konto gespeichert sind, umfassen. (geht nicht ohne)
  • Feedback: Jegliches Feedback, das Sie bezüglich des Gemini-Dienstes geben, wird ebenfalls von Google gespeichert (Das ist für Google besonders wichtig)

Es gibt entsprechend der Google-Standards aber klare Grenzen: Alle Daten in Verbindung mit Ihrem Google-Konto werden nur bis zu 18 Monate (meine Erfahrung ist, dass sie vorher gelöscht werden). Sie können aber selbst entscheiden und die Dauer auf 3 oder 36 Monate ändern. Das können Sie in Ihrem Google Konto machen und zwar unter den Datenschutzeinstellungen über den folgenden Link:

https://myactivity.google.com/product/gemini

Wie ist das: Bringt Google Gemini etwas für das Talent Sourcing?

Ja, aber  – ähnlich wie ChatGPT – darf man von dem Tool selbst nicht ganze Workflow und Schritte des Sourcings erwarten, sondern nur Hilfen in einzelnen Aufgaben der Schritte. Aus folgenden Workflow -Steps kann Google Gemini im Talent Sourcing helfen (nachfolgend einige Beispiele, die keinen Ansprach auf Vollständigkeit haben):

  • Vorbereitung des Sourcings: Es kann helfen, Stellenbeschreibungen zu verstehen, sie erklären, sie erstellen oder sogar zu komplettieren. Der Chatbot kann Online-Quellen zu finden sowie Wettbewerber und auch gerade z.B. bei Research Themen besonders hilfreich: Er kann Wissenschaft in eine “normale Sprache” übersetzen, da dass man den Inhalt besser versteht, als wenn man ihn googelt.
  • Talentidentifizierung: Es kann helfen potenzielle Kandidaten zu identifizieren, indem er Synonyme für Deine Suchbegriffe findet, Google Bard kann Suchanfragen schreiben, Boolesche Suchketten erklären und korrigieren. Er kann aus Text die aus seiner Sicht wichtigsten Keywords extrahieren und vorschlagen.
  • Talentqualifizierung: Es kann als Hilfe genutzt werden, um potenzielle Kandidaten zu bewerten und zu klassifizieren. Aber Achtung: Es ist kein “Test-Tool” und auch wenn die Daten öffentlich sind, würde ich hier sehr vorsichtig sein, ganze Profile einzugeben und zu erwarten, dass diese von Bard analysiert werden. Er kann aber zum Beispiel für bestimmte Job Titel typische Gehaltsrahmen in der jeweiligen Region finden oder er kann typische bzw. die häufigsten Job Titel finden, da er auch auf die Datenbank von Google for Jobs zugreifen kann.
  • Talentansprache: Google Gemini unterstützt, Ihre Ansprache-Texte zu verbessern, also ist das Tool hilfreich im Fall der Kontaktaufnahme und auch im Texten von Remindern, Absagen, Gratulationen. Er unterscheidet hier sehr stark nach Texten aus dem jeweiligen Land.

Hier ein paar Beispiele aus der Praxis

Hier sind einige Beispiele dafür, wie Google Gemini für das Talent Sourcing eingesetzt werden kann:

  • Eine SAP Unternehmensberatung nutzt Google Gemini, um potenzielle Kandidaten* für eine Stelle als Senior Consultant SAP mit FI/CO zu identifizieren, indem es dem Talent Sourcer* dieses Unternehmens die typischen Job Titel der LinkedIn Profile von Menschen mit dieser Job Role vorschlägt. So kann der Sourcer gezielter Suchen. 

Der Chatbot kann auch Internet-Lebensläufe nach bestimmten Schlüsselwörtern und Qualifikationen durchsuchen. Das darf man sich jetzt aber nicht so vorstellen, dass Google Gemini dann die Personaldaten mit Namen und so weiter anzeigt. Er bleibt in der Metaebene und analysiert Profile in sozialen Medien analysieren, um Informationen über die Interessen und Fähigkeiten der Kandidaten zu erhalten.

  • Ein Technologieunternehmen nutzt Google Gemini, um potenzielle Kandidaten für eine Stelle als Softwareentwickler* zu bewerten. Google Gemini analysiert Qualifikationen, Fähigkeiten und Erfahrungsverläufe, um Kandidaten zu klassifizieren und zeigt auf, was sie z.B. gemeinsam haben oder welche Keywords am häufigsten vorkommen.

Google Gemini kann Qualifikationen und Fähigkeiten mit den Anforderungen der Stelle vergleichen. Es kann auch Erfahrungsverläufe analysieren, um Kandidaten mit den relevantesten Erfahrungen zu identifizieren. (Achtung auch hier gilt: Der Chatbot wird nie Namen anzeigen oder konkret Leute finden, sondern kann Muster und Schablonen erstellen und damit Gemeinsamkeiten von einer Zielgruppe finden).

  • Ein Einzelhandelsunternehmen nutzt Google Gemini, um potenzielle Kandidaten für eine Stelle als Verkäufer zu kontaktieren. Google Bard erstellt personalisierte E-Mails, die auf die Interessen und Qualifikationen der (typischen) Kandidaten* zugeschnitten sind.

Google Gemini kann personalisierte E-Mails erstellen, die die Kandidaten ansprechen und interessieren sollen. Die E-Mails können Informationen über die Stelle, das Unternehmen und die Vorteile der Arbeit für das Unternehmen enthalten.

Zusätzliche Tipps für die Verwendung von Google Gemini für das Talent Sourcing

Hier sind einige zusätzliche Tipps für die Verwendung von Google Gemini für das Talent Sourcing:

  • Starte am besten mit einem kleinen Pilotprojekt und der Unterstützung in kleinen Aufgaben. Teste Google Gemini zunächst mit einer kleinen Anzahl von Teilaufgaben wie Formulierungen von offenen Stellen, um zu sehen, wie es funktioniert.
  • Durch die Nutzung passt Du den Chatbot an Deine Bedürfnisse an. Er ist ein flexibles Werkzeug, das sich an Deine Bedürfnisse angepasst  – aber deshalb vorsichtig: Wenn Du Google Gemini falsch “trainierst”, weil Du wilde Suchanfragen schreibst, wirst Du für eine Zeit nur wilde Antworten erhalten. Das Tool lernt schnell und passt sich viel mehr an die persönlichen Bedürfnisse und Wünsche an als ChatGPT.
  • Arbeiten mit Google-Experten zusammen. Weil Google ein so komplexes Tool ist, empfehlen wir Dir, die Nutzung von Google Gemini von einem Experten* zu lernen, weil es hier nicht einfach nur um das Prompting geht, sondern um das trainieren des Algorithmus. Das kann man lernen und erspart viel Ärger und Frustration.

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Empfehlung:

TALENTFINDER GARAGE Gemini vs. ChatGPT für Sourcers – Aktuelle Übersicht und ErfahrungsaustauschHerzliche Einladung zu Talentfinder Garage Nr. 4,
Das Thema

CHAT-GPT vs. GEMINI
aus PRAKTIKERSICHT

Übersicht und Erfahrungsaustausch für Recruiting und Sourcing Praktiker

Die Session findet am 28. Mai 2024 kostenlos online statt.
Eine Veröffentlichung einer Aufzeichnung gibt es nicht.

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Fazit

Google Bard war ein neues und sehr wertvolles Tool, das noch in den Kinderschuhen steckte – die Gemini verlassen hat und erwachsen geworden ist. Herausragend bei beiden ist, dass es sich schnell an die persönlichen Bedürfnis des Suchenden* anpasst und gleichzeitig auch noch auf den aktuellen Datenstamm von Google sowie die vergangenen Daten von Google zugreift. Letzteres ist einzigartig, da man so Dinge finden kann, die längst verschollen waren und besonders für Vergangenheitsrecherchen unbezahlbar sind.

Wie schon Bard kann Gemini kann seine eigenen Statements selbst verifizieren und damit helfen, Interpretationen der KI aufzudecken, die der zentrale Nachteil aller Chatbots sind. Auch das ist einzigartig, da andere Chatbots einfach erwünschte Antworten geben, um nicht weitere Suchanfragen zu generieren (wenn ihr Informationsziel erreicht wurde).

Google’s Ziel ist Qualität und Stimmigkeit der Ergebnisse (Achtung: Bezogen auf Googles Wertewelt, die Du kennen solltest). Damit geht es nun auch mit Gemini einen völlig anderen Weg als das Tool ChatGPT von OpenAI.

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    Author

    • Barbara Braehmer

      Sie ist pragmatische Talentfinderin, Expertin im ‚Finden‘ talentierter Mitarbeiter, Social Recruiting Coach, Master-Sourcerin, Trainerin und Autorin des Besteller-Kompendiums “Praxiswissen Talent Sourcing” sowie Co-Autorin des Bestellerbuches ‘Praxishandbuch Social Media Recruiting’. Nach einem BWL-Studium in Deutschland und Großbritannien, langjähriger Erfahrung als Personalmanagerin in renommierten Qualitätsunternehmen der Industrie und als Partnerin bei Top-10-Personalberatungen gründete sie 2005 die Intercessio GmbH. Ihr Motto: In Dir muss brennen, was Du in anderen entfachen willst – Augustinus

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