Es gibt News für Sourcer zu den Booleschen Operatoren in den Business Netzwerken XING und LinkedIn. XING hat seit Februar 2019 konstant weiter an seinem Suchalgorithmus und damit der Booleschen Suche der Erweiterten Suche und des TalentManagers gearbeitet und nun ein (Zwischen)Ziel erreicht. Während LinkedIn im April 2019 weltweit begann eine Serie von überraschenden, punktuellen Veränderungen der Wirkung der Booleschen Operatoren in der Erweiterten Suche auszurollen, die immer noch anhält. In diesem Blogpost gebe ich ein Update und fasse ich die wichtigsten Informationen für (Advanced) Sourcer zusammen. (Sourcing-Anfänger bitte hier lesen)

Sind die Booleschen Operatoren wirklich so wichtig?

Gern hätte ich geschrieben: Eigentlich nicht, denn die Semantik der Algorithmen übernimmt das. Doch gibt es derzeit (noch) keine semantische Suchmaschine, die “von alleine” Keywords und ihre ähnlichen Keywords sucht – und gezielt findet. Semantische Suchalgorithmen (und mit diesen haben wir es in XING und LinkedIn zu tun) finden zwar immer etwas “Ähnliches”, dafür wurden sie geschrieben. Doch sie suchen ähnliche Keyword-Kombination, nicht einzelne Keywords (im Gegensatz zu Keyword Suchmaschinen, die nach einzelnen Keywords suchen).

Sie arbeiten in Ausnahmen gezielt und zwar dort, wo die Semantik zu Gunsten der Keyword Suche eingeschränkt wird. Dieses kann man mit den Booleschen Befehlen tun, das heißt, die Booleschen Befehle geben der Suchmaschine eine “Anweisung”, was sie suchen soll. Deshalb sind die Booleschen Operatoren für Sourcer so wichtig, die gezielt nach Skills, Eigenschaften, Fähigkeiten oder Knowledge suchen wollen: Sie verbinden diese Keywords durch die Booleschen Befehle zu Suchanfragen (Strings).

Wieso sind die Booleschen Operatoren nicht universell einsetzbar?

Jede Suchmaschine ist anders programmiert. Und an den Suchmaschinen (aka Semantischen Algorithmen) wird stetig weiter gearbeitet, um diese zu verbessern. Auch sind sie keine Tools, die stehen bleiben. Sondern sie werden durch die Benutzung ständig verändert, was leider noch zu sehr wenigen Sourcern durch gedrungen ist (hier mehr Wie erkenne ich die 8 größten Hindernisse von Semantischen Suchmaschinen im Sourcing?). Und es geht oft nicht nur um die positive, gezielte Veränderung durch “lernende Semantik”: Unter uns Sourcern sind viele, die diesen Umstand, dass sie mit negativem Verhalten nicht nur Kandidaten/User verprellen, sondern die Tools auch negativ beeinflussen, nicht kennen oder sogar egoistisch ausblenden. Die Konsequenzen sind dennoch auch in den negativen Fällen da. Sie wirken sich teilweise sogar fatal aus.

Was haben die Booleschen Operatoren mit Spammern zu tun?

Wir sind also in einem gemeinsamen System und jeder einzelne beeinflusst das Ergebnis der anderen – auch technisch. Wenn tausende Sourcer so handeln “Macht ja nichts, ich kann überall hin klicken und jedem irgendwie anschreiben” oder ” viel hilft viel – den Rest regelt der Algorithmus oder das Universum” muss leider der Anbieter zum Schutz der User und der Gemeinschaft eingreifen und regulieren.

Denn bei beiden Portalen XING und LinkedIn gilt im Zweifel “User First”. Sie haben heute keine Wahl: Aber Algorithmus zu korrigieren ist schwierig und aufwendig, es sind komplexe Programme. Viel einfacher ist es die Findemöglichkeiten einzuschränken, das kann man am einfachsten durch die Veränderung, Einschränkung, Abschaffung einzelner oder mehrerer der Booleschen Operatoren.

Unterschiedliche Zielgruppen – unterschiedliche User-Schutztaktiken

Da aber jeder Algorithmus unterschiedlich funktioniert und damit die Booleschen Operatoren auch andere Wirkung oder sogar anderen Regeln unterliegen, kann ein Eingriff in einen Algorithmus Nebenwirkungen haben. Doch das Kunststück ist, dass dennoch die Kunden der bezahlten Tools zufrieden sind. Und diese sind als Zielgruppe vielschichtig: Anfänger -Sourcer, Intermediate-Sourcer, Sourcer, die Experten suchen, Advanced Sourcers – jeder hat unterschiedliche Ziele, Zielgruppen, Erwartungen und Vorgehensweisen. Sie alle mit einem Tool glücklich zu machen und die Schwarzen Schafe draußen zu halten, ist eine andauernde Challenge. Deshalb werden auch die Veränderungen weitergehen.

XING’s Update – nicht nur zu den Booleschen Operatoren

Die Geschichte zur Anpassung des Algorithmus in XING können Sie in den beiden Blogpost nachlesen (wir haben für diese beiden Blogposts ein Update erstellt)

Hiobsbotschaft: XING hat die Booleschen Befehle (fast) abgeschafft – was bedeutet das für Sourcer und Kandidaten? [Teil 1/3] – Update Mai 2019

Seelentrost für Sourcer zu XINGs Restriktionen der Booleschen Suche: Hier kommen 3 Workarounds [Teil 2/3] – mit Update Mai ’19

Kurz: XING hatte vor Weihnachten 2018 tatsächlich in der Erweiterten Suche die Möglichkeiten kurz so sehr eingeschränkt, dass für viele das Suchen und Finden ohne das Premium Tool TalentManager fast unmöglich wurde. XING öffnete dies im Februar wieder und arbeitete weiter am Algorithmus, was man sowohl in der Erweiterten Suche als auch im TalentManager spürte. Dies wurde auch durch den Warnhinweis angezeigt “Sie suchen wie ein Profi … die Booleschen Befehle werden bald nicht mehr funktionieren” (Aus diesem Grund gab es bis heute kein weiteres Blogupdates durch uns, da sich ständig etwas veränderte.)

Der XING Status Quo Mai 2019 zu den Booleschen Operatoren (Zusammenfassung)

  1. Die verschiedenen Booleschen Befehle funktionierten auch dort teilweise wieder, wo sie bisher nicht mehr wirksam waren.
  2. Das erste Anzeichen für den Abschluss der neuerlichen Renovierung war Anfang Mai 2019 die Einführung einer neuen, nutzerfreundlicheren Suchmaske für die Erweiterte Suche.
  3. Kurz danach beendete XING das (offiziellen) Update des Algorithmus mit einem neuen/alten Text, der derzeit angezeigt wird: “Sie suchen wie ein Profi … die Verwendung der Booleschen Operatoren ist hier nicht mehr möglich”.
  4. Die Ergebnisanzeige besonders bezüglich des beliebten Einsatzes der Leerzeichen und AND-Operatoren ist verbessert worden und man erhält teilweise sogar genau die gleichen Ergebnisse wie vor der Restriktion der Booleschen Befehle (bezogen auf diese Operatoren).
  5. Eine weitere Verbesserung ist, dass während zuvor die Operatoren OR bzw. der Modifikator die Klammern ( )  grundsätzlich nicht mehr funktionierte, kann man heute diese Operatoren (OR) bzw. Modifikatoren (Klammern) wieder in kurzen Suchketten, besonders aber in den Feldern einsetzen und damit Talente finden (nicht überall – aber dazu mehr in unseren Praxis-Trainings).
  6. Allerdings funktioniert im zentralen Suchfeld höchstens jeweils ein OR und eine Klammer, während in den weiteren Suchfeldern auch teilweise mehrere ORs möglich sind (auch hier mehr in unseren Praxis-Trainings)
  7. Die Diversity Search ist back! Hier ein großes Lob an XING: Einen Booleschen Modifikator wie das *-Sternchen in seiner Wirkung so zu verbessern, ist nicht einfach. Es funktioniert nun ausgezeichnet und sichert die diverse Suche besonders auch nach Frauen und damit auch nach weiblichen Job Titeln. Bitte beachten, dass Sie den Modifikator ” * ” dazu korrekt und gezielt (und damit nicht zufällig) einsetzen müssen!
  8. Eine Neuerung ist noch dazu gekommen, die wirklich sehr hilfreich ist: Man kann nun ausgezeichnet und fast präzise auch in der Erweiterten Suche nach Sprachkenntnissen suchen und diese auch filtern, was zuvor nur sehr eingeschränkt erfolgreich möglich war.
  9. Insgesamt sind die Filter der Erweiterten Suche präziser geworden – es lohnt sich, sie zu nützen, da sie oft andere Userprofile anzeigen!
  10. Durch dieses neue Update hat sich die Situation auch im TalentManager über die letzten Wochen verändert – fast alle Probleme, die sich im XTM gezeigt hatten, sind gelöst. Die Einschränkungen aus dem Januar sind für Anfänger nicht mehr zu erkennen und auch für Intermediate-Sourcers und Experten-Sourcer bedeuten sie nur wenige Hindernisse  – aber es gibt Lösungen zum Beispiel über die Filter.

Die Geschichte der Booleschen Operatoren auf LinkedIn

Die Situation in LinkedIn läuft analog und vom Prinzip aus den gleichen Ursachen – nur zeitversetzt in den Änderungen bezogen auf die Erweiterte Suche in LinkedIn genannt die “People Search” (diese ist gültig für den kostenlosen und den Business Account – nicht das Premium Tool der Recruiter). LinkedIn hat im Oktober 2018 weltweit folgende Einschränkungen vorgenommen:

  • Das AND und das NOT verschwanden (der -Minus-Befehl und das Leerzeichen wirkten aber weiter),
  • die Booleschen Operatoren OR wurden reduziert (man konnte nur noch 5 ORs einsetzen) und
  • die Klammern ( ) man konnte nur noch in 2 bzw. 3 Klammergruppen pro Suchanfrage nützen.

(Mehr bei Irina Shamaeva im Blog “Boolean Strings”: Restrikted Booleans on LinkedIn). Es gab bzw. gibt immer noch eine offizielle Ankündigung der Einschränkung beim Suchen in der Erweiterten Suche wie bei XING sowie sogar eine Erklärung auf der LinkedIn-Website / -Hilfe zu den neuen Booleschen Befehlen und ihrer Wirkung.

Und was gibt es Aktuelles zu LinkedIns People Search?

LinkedIn hat beginnend mit dem April 2019 etwas ganz Neues gemacht – man könnte meinen, ihr Ziel ist die Disruption des Sourcing Prozesses: Einzelne Personen haben in den Accounts bezogen auf die People Search teilweise wilde Ergebnisse, mal nichts, mal wenig, mal viel, mal passend, mal nicht passend. Bei gleichen Spracheinstellungen, gleichen Booleschen Befehlen und gleichen Keywords haben weltweit oder auch in einem Land, teilweise nach Uhrzeit verschiedene Sourcer verschiedene Ergebnisse. Bei manchen ist der Spuk dauerhaft, bei manchen kommt und geht er – im Intercessio Team hat keiner bisher in irgendeiner Form eingeschränkte Ergebnisse. Aber einige DACH-Sourcer unseres Netzwerkes erfahren diese Veränderungen – ein paar sind sogar richtig stark betroffen. Hier mehr dazu im Blogpost von Irina Shamaeva – Boolean Strings: Update on LinkedIn People Search.

Fazit: Zeit über eine Sourcing Ethik nachzudenken!

Fakt ist, dass diese Reise immer weiter geht – solange der “War for Talents” auch mit Mitteln der Aggression durchgeführt wird, sind die Portale angehalten, einzugreifen. Meiner Definition von “Aggression” liegt immer ein verstellter Blick für die Wünsche der Talente oder gleich mangelnde Empathie zugrunde. In den letzten 3 Jahren bin ich nicht so oft als “Junior-Sourcerin” angesprochen worden wie in den letzten 5 Monaten. Und zwar meist mit Betreffzeilen oder “Inmail”-Anzeige – was heißt, sie haben die Premium Tools TalentManager oder Recuiter eingesetzt. Vielen habe ich zurückgeschrieben und gefragt, was sie sich dabei gedacht haben. Die Antworten dieser Kollegen erschrecken mehr als die Nicht-Antworten.

Es ist Zeit, über ein Mindset-Shift und eine verbindliche Sourcing Ethik nachzudenken!

Deshalb habe ich auch in meinem neuen Buch “Praxiswissen Talent Sourcing” (hier mehr) darüber geschrieben: Wenn wir Sourcer uns nicht (selbst und gegenseitig) einbremsen, werden es die Portale tun und dann trifft das alle. Sie haben bereits damit angefangen und sie müssen diesen Weg gehen. Wir und damit jeder einzelne hat/haben es in der Hand, gegenzusteuern.

Happy Sourcing!

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    Author

    • Sie ist pragmatische Talentfinderin, Expertin im ‚Finden‘ talentierter Mitarbeiter, Social Recruiting Coach, Master-Sourcerin, Trainerin und Autorin des Besteller-Kompendiums “Praxiswissen Talent Sourcing” sowie Co-Autorin des Bestellerbuches ‘Praxishandbuch Social Media Recruiting’. Nach einem BWL-Studium in Deutschland und Großbritannien, langjähriger Erfahrung als Personalmanagerin in renommierten Qualitätsunternehmen der Industrie und als Partnerin bei Top-10-Personalberatungen gründete sie 2005 die Intercessio GmbH. Ihr Motto: In Dir muss brennen, was Du in anderen entfachen willst – Augustinus

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