X-Ray Suche oder auch Röntgen-Methode könnte man einfach als eine Form der Booleschen Suche erklären: Der Sourcer oder die Sourcerin benützen den Boolschen Befehl site: und spezielle Suchketten, um eine Website mit einer Suchmaschine zu durchsuchen. Das klingt für viele Sourcer dann erst Mal so, als wenn das nichts anderes ist, als was sie bereits tun und denken dabei an die Eingabe Ihrer Keywords kombiniert mit Booleschen Befehlen in die Xing oder Linkedln Suchmaschinen (die Portale haben mehrere, unterschiedliche Suchmaschinen). Aber leider ist es nicht ganz so einfach.

Die Boolesche Suche kennt mehr Operatoren als AND, OR und NOT

Die Kombination von Booleschen Operatoren mit Suchbegriffen nennt man Suchketten oder Strings. Diese Strings angewendet in den jeweiligen Suchmaschinen wirken auf den Algorithmus einer Suchmaschine ein. Da diese sich unterscheiden, hat jeder Befehl und noch mehr jede Befehlskombination jeweils eine andere Wirkung auf die Suchmaschinen. Algorithmen sind nicht Programme, die einmal geschrieben werden und dann gleich bleiben – sie verändern sich ständig und werden auch aktiv von den Entwicklern verändert. Je ausgereifter ein Algorithmus ist, umso komplizierter die Steuerung durch Strings.

Was passiert bei der X-Ray Suche?

Kurz: Sie geben den Befehl site: plus Ihre Suchwort Kombination ein und durchsuchen somit eine Website (im Ganzen) von außen oder ein Unterverzeichnis bzw. eine Page von innen. In den wenigsten internen Suchmaschinen funktioniert der site: Befehl überhaupt und wenn, dann nicht gut. Das liegt daran, dass die Website-‘eigenen’ Suchmaschinen nicht so einfach mit einem Befehl gezwungen werden können, ‘tiefer’ zu suchen – es gibt auch Gründe, warum sie so programmiert wurden. Deshalb ist der Befehl oft entweder unwirksam (der Algorithmus versteht ihn nicht) oder wird gezielt durch den Algorithmus geblockt. Aber die Seitenstruktur kann auch so geschrieben sein, dass es nicht möglich ist, sie mit diesem Befehl zu durchsuchen.

Eine der Einschränkungen der X-Ray Search kann Sie auch bei externen Suchen ‘behindern’: Durchsuchen Sie mit der X-Ray Suche eine Website von außen, dann setzen Sie in der Regel eine für die Website fremde Suchmaschine ein zum Beispiel Google oder Bing. Aber genau da wird es kniffliger: Viele Websites sind gezielt abgesichert worden, damit ihre Daten nicht von Google erkannt werden können oder auch damit gefährliche Attacken wie z.B. Virusangriffe nicht an diese Daten kommen. Versuchen Sie einmal Monster.com  oder Experteer.de zu durchleuchten – sie sind genauso wie viele Banken-Websites gesichert!

X-Ray-Hack1:

 

Der gezielt angewendete site: Befehl ist immer Hacking – und das ist immer ein iteratives Verfahren (hier Wikipedia zur Iteration = Dynamisches System zur Näherung). Den one-size-fits-all site-Befehl gibt es genauso wenig wie den perfekten String!

So wenden Sie die X-Ray Suche an 

Eine X-Ray Suche könnten so aussehen, wenn Sie Xing durchleuchten und nach einem Namen suchen:

site:xing.com “Barbara Braehmer“

X-Ray-Hack 2:

 

Der site Befehle wird immer klein geschrieben und die Website-Url, die durchsucht werden soll, direkt nach dem Doppelpunkt angefügt (ohne Leerzeichen).

Sie können aber auch direkt Unterverzeichnisse durchsuchen, das wäre zum Beispiel bei Xing das Unterverzeichnis Profile. In diesem Unterverzeichnis stehen alle Profile – so haben Sie keinen Mix in den Ergebnissen aus Stellenanzeigen, Gruppeneinträgen und Profileinträgen.

site:xing.com/profile “Barbara Braehmer“

X-Ray-Hack 3:

 

Sie können immer nur öffentliche Xing-Profile mit Google finden – suchen Sie also direkt im Verzeichnis Profile und das Zielprofil ist nicht für die Öffentlichkeit freigegeben, dann werden Sie es so nicht finden. Suchen Sie danach überall in Xing, haben Sie zumindest die Chance Spuren Ihres Kontaktes wie Posts in Gruppen, Stellenanzeigen, die diese Person geschaltet hat oder anderes zu finden.

Und noch zwei wichtige Infos zur X-Ray Suche 

Wie Sie wahrscheinlich schon angenommen haben – aber sicherheitshalber möchten wir das hier nochmals festhalten – wirken alle Booleschen Befehle in jeder Suchmaschine anders. Wenn Sie somit kompliziertere Suchabfragen als einen Namen erstellen und damit eine Website ‘durchleuchten’ wollen, dann kombinieren Sie die weiteren Suchbegriffe mit weiteren Booleschen Befehlen. Dazu müssen Sie wissen, dass eine große Reihe von Ausnahmen und Regeln gibt, die Ihre Suchen beeinflussen. Hier zwei besonders für X-Ray Rookies wichtige Hacks:

 X-Ray-Hack 4:

 

Der NOT-Befehl funktioniert in Google nicht. Wollen Sie bei einer Suchabfrage mit dem site: Befehl also ein Ergebnis nicht angezeigt haben, dann müssen Sie das Minus-Zeichen anwenden und dürfen nicht das Wort NOT einsetzen. Das Minuszeichen muss direkt vor dem Suchbegriff stehen.

X-Ray-Hack 5:

 

Aber Achtung: Hier kommt schon der nächste Hack (und einer der größten Booleschen Fehler überhaupt:) Verwechseln Sie bitte das Minuszeichen nicht mit einem Bindestrich! Google sucht dann nach einem Bindestrich und sieht dies nicht (immer) als ein NOT. (Neu ist, dass durch die Semantischen Algorithmen, Google bereits die automatische Korrektur von Bindestrich auf Minus bei einigen Suchbefehls-Folgen hinterlegt hat. Ursache ist, dass dieser Fehler oft vorkommt. Es ist wirklich faszinierend zu beobachten, wie schnell Semantische Algorithmen durch menschliche Fehler ‘lernen’, das war vor einem Jahr noch nicht so. Wenn Sie mehr über Semantische Algorithmen lesen Sie im Blogartikel: Warum ein virtueller Vogel namens Hummingbird das Recruiting verändert)

Beispiel:

In Xing: Java AND Entwickler NOT Freelancer

In Google: site:xing.com/profile Java AND Entwickler -Freelancer

Sie sehen, Profi Active Sourcing kennt die Wirkung der Befehle, deren Kombinationen mit den richtigen Suchbegriffen und hat die Regeln sowie Zusammenhänge erkannt. Gezieltes Active Sourcing erfordert neben dem Knowhow des Doings und des Beherrschens des Workflows auch das Verständnis für die Maschine, die der Sourcer bedient: Die Semantischen Algorithmen.

FAZIT:

Unser Ratschlag ist nicht nur für ehrgeizige Sourcer deshalb:

Betrachten Sie eine Suchmaschine nicht distanziert nur als Blackbox, sondern beschäftigen Sie sich mit ihrer Struktur und ihren Zielen. Denn: Auch, wenn es ‘nur’ ein Tool ist: Die Ergebnisse dieser Maschine sind nur so gut, wie klug der User sie für sein Ziel einsetzt!

Denn Suchmaschinen sind unser einziger Zugang zum Web und den Informationen, also Big Data. Suchmaschinenanbieter haben keine altruistischen Ziele, sie sind Unternehmen. Sie haben die Suchmaschinen nicht für uns Sourcer und Recruiter geschrieben, sie wollen uns nicht neutral informieren oder gar ‘sachlich’ Informationen zur Verfügung zu stellen. Auch wenn Sie den Suchenden den Prozess erleichtern wollen: Letztlich ist jedes Suchergebnis eine Bevormundung. Deshalb ist Ihr Mitdenken gefragt, denn es gilt auch hier: Wissen ist Macht.

HAPPY SOURCING!

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    Author

    • Sie ist pragmatische Talentfinderin, Expertin im ‚Finden‘ talentierter Mitarbeiter, Social Recruiting Coach, Master-Sourcerin, Trainerin und Autorin des Besteller-Kompendiums “Praxiswissen Talent Sourcing” sowie Co-Autorin des Bestellerbuches ‘Praxishandbuch Social Media Recruiting’. Nach einem BWL-Studium in Deutschland und Großbritannien, langjähriger Erfahrung als Personalmanagerin in renommierten Qualitätsunternehmen der Industrie und als Partnerin bei Top-10-Personalberatungen gründete sie 2005 die Intercessio GmbH. Ihr Motto: In Dir muss brennen, was Du in anderen entfachen willst – Augustinus

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