Die Begriffe, IT, Tech und Digital werden im Alltag oft wie Synonyme eingesetzt. So viel vorweg: Sie sind nicht komplett gleich, aber haben Schnittmengen. Das Verständnis der entscheidenden Unterschiede zwischen diesen drei Fachbegriffen kann Ihnen helfen, die Verwendungsmöglichkeiten in Ihrem Unternehmen zu visualisieren. Und sich gerade auch im Recruiting sowohl verständlich mit Fachbereichen sowie Kandidaten* auszutauschen. In diesem Blogpost möchten wir helfen, die 3 Begriffe zu verstehen und die möglichen Sichtweisen zu erklären.

Woher kommt das Begriffs-Wirrwarr – besonders zwischen Tech und IT?

Heute ist für uns im Alltag IT (Informationstechnologie) die Verwendung von Computern zum Speichern, Abrufen, Übertragen und Bearbeiten von Daten oder Informationen. IT wird typischerweise im Zusammenhang mit Geschäftsabläufen verwendet, im Gegensatz zu persönlichen oder Unterhaltungstechnologien. IT wird als eine Teilmenge der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und auch der Informatik (Computer Science) betrachtet.

Die IT sorgt dafür, dass E-Mails funktionieren, Telefone klingeln, das Unternehmensnetzwerk mit Servern, der Cloud und allen Devices verwaltet werden usw.  Oder in anderen Worten: IT umfasst typischerweise Hardware, Software, Datenbanken und Netzwerke. Die Informationstechnologie regelt häufig die Erfassung, Verarbeitung, Speicherung und Verbreitung digitalisierter Informationen oder Daten, die durch die Disziplinen Computer und Telekommunikation generiert werden. Die Informationstechnologie konzentriert sich auf die Verwaltung der Technologie und die Verbesserung ihrer Nutzung, um die allgemeinen Geschäftsziele voranzutreiben.

Wir haben gelernt, dass IT als Karriere eine extrem hohe Anbieterqualifizierung bzw. -zertifizierung erfordert: Microsoft, Cisco, VMware, F5 , heute viel Java oder .NET usw.

Klingt logisch – warum wird dann die IT-Welt so oft falsch verstanden?

Die einfache Antwort ist: Weil Menschen dazu neigen, komplexe Dinge zu vereinfachen, um sie diesen anzunähern und damit umgehen zu können. In Wahrheit ist die Erklärung oben nur ein Teil und damit manches Mal eine Vereinfachung der “IT-Welt” , meist mit den Worten der Business- aka Kaufmännische Welt der Unternehmen durchgeführt. Diese Simplifizierung hat zwar den Vorteil, das sie die meisten (meinen zu) IT dann zu verstehen. Es ist nur die halbe Wahrheit der Realität.
Deshalb birgt sie die große Gefahr von Weglassungen wesentlicher Teile und notwendiger Definitionen: Denn es handelt sich in der Regel nicht um einzelne (Software)-Produkte oder Technologien, sondern um

komplexe mit einander verwobene IT bzw. Informations-Systeme.

Die Qualität dieser Informationssysteme bzw. IT-Systeme wird gleichermaßen durch

  • die Schnittstellen,
  • die Beziehung und Verbindung zueinander,
  • die Technologie und
  • durch die (Software-)Produkte,
  • sowie die Daten und Informationen
  • und die User (Experience) bestimmt.

Warum Informatik und IT nicht automatisch gleich sind

Wir müssen heute in unserer vernetzten und komplexen IT-Welt  unterscheiden zwischen den einzelnen Deep Dive IT Technologien und deren Bezug zu anderen Technologien und den Usern. Diese werden informationstechnischen Systeme ( IT-Systeme ) genannt und sind allgemein Informationssysteme oder genauer gesagt Computersysteme – einschließlich aller Hardware, Software und Peripheriegeräte –, das von einem begrenzten Benutzerkreis betrieben werden.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Konzeption und Erstellung dieser Systeme (Computer und Computerprogramme) durch die Informatik (engl. Computer Science) abgedeckt wird. 

Informationstechnologie hingegen bezieht sich auf die Wartung und Fehlerbehebung dieser Computer und ihrer Netzwerke, Systeme und Datenbanken, um sicherzustellen, dass sie reibungslos funktionieren. Informatik und Informationstechnologie (IT) sind trotz ihrer vielen Ähnlichkeiten somit zwei unterschiedliche Fachbereiche (hier) und gerade auch Ausbildungen bzw. Studiengänge.

Ok, und was sind dann jetzt Techies bzw. Tech-Talente?

Während die Arbeit in einem auf Informatik basierenden Job bedeuten kann, dass Sie Software erstellen, Websites entwerfen oder Informationen über Besucher einer Website sammeln (also eher abstrakt, konzeptionell und / oder strategisch arbeiten), bedeutet eine Karriere in ITTechnology, dass Sie dafür sorgen, dass Computer(-programme) funktionieren, sicher stellen, dass diese von Kunden bzw. User angenommen werden.

In der englischen Sprache ist jemand, der sich mit Computern auskennt und darin gut ist, ein Technician oder Techie (hier 6 verschiedene Definitionen). Normalerweise werden die Leute, die die Software in Produktteams entwickeln, das, was in der englischen Sprache als Technician oder Engineer bezeichnet würde.

Diese Aufgaben wurden früher konsequent in den meisten Unternehmen von denjenigen getrennt, die konzeptionell arbeiten, den Architects, Consultants oder Specialists. Techies sahen sich als Elite (und  werden oft auch als Elite gesehen), da sie praktische Lösungen als konkrete anwendbare Produkte erschaffen, und gegenüber den Usern bzw. Kunden direkt Erfolge erzielen.

Das heißt, tendenziell wird bis heute der Titel Technician aka Techie oder Tech-Talente eingesetzt, wenn es sich um (Weiter-)Entwicklung und Betreuung von Produkten für Kunden oder User allgemein wie Apps, Websites und anderen Anwendungen handelt.

Sterben Tech-Talente aus, oder wie soll man das verstehen?

Die Grenze zwischen IT und Informatik ist oft fließend. Es gibt eine starke Konvergenz von Tools, die von Produktteams zur Unterstützung von SaaS- und internen IT-Teams verwendet werden, die Geschäftsanwendungen erstellen und ausführen. Kubernetes, Go, Infrastruktur as a Code, Cloud Services und besonders die Berufsgruppe aka Aufgaben der DevOps verwischen diese Grenzen zusätzlich.

Ich denke, die kulturellen Unterschiede und Mindsets der beiden Richtungen Tech und Informatik werden noch einige Zeit bestehen bleiben. Umso wichtiger ist es im Recruiting darauf zu achten, in welche Richtung die jeweilige Anforderung wirklich geht, besonders dann, wenn die Begriffe synonym verwendet werden.

Was versteht man (meist) unter Digital im Vergleich zu Tech und IT?

Wir haben also festgestellt, dass die Übergänge zwischen IT und Tech fließend sind und immer mehr verschwimmen. Schwerer wird es, den dritten Begriff “Digital” abzugrenzen, der häufig in einem Atemzug mit IT und Tech genutzt wird. Es kann leicht sein, IT, Tech mit Digital zu verwechseln, da die Themen in der Realität untrennbar miteinander verbunden sind.

Ich versuche es an einem Beispiel eines Teslas zeigen:

  • Tech (kurz für Technology, deutsch Technologie) konstruiert den Motor, Karosserie, Lichter usw.
  • Die IT erstellt den Tesla-Algorithmus, sorgt für den korrekten Betrieb des Motors, Sammlung der Daten, der Ansteuerung der Sensoren und den Anschluss an das System.
  • Und Digital können Sie sich als das Fahren und die Erfahrung der Menschen (UX – User Experience) vorstellen. 

Digital ist also das, was ein User mit der Tech (der Technologie) macht, wobei Tech nicht funktionieren könnte ohne ein klammerndes IT-System erstellt durch die IT.

Kurz: Digital ist die Art und Weise, wie Sie Informationstechnologie nutzen, um mit Mitarbeitern, Kunden und anderen Interessengruppen zu kommunizieren und Beziehungen aufzubauen, und wird daher oft als eine Disziplin in Unternehmen, Marketing oder Medien bezeichnet. Dies muss nicht notwendigerweise online sein, denn z.B. Digitale Werbung kann auch offline stattfinden.

 Was versteht man (meist) unter IT, Tech und Digital?

Es gibt keine allgemeingültige Definition von “Digital”:

  • Für einige geht es um Technologie – also alles was das Beherrschen von Technologie anbetrifft.
  • Für andere ist “Digital” eine neue Art, mit Kunden in Kontakt zu treten und Usern zu kommunizieren.
  • Und für andere stellt es eine völlig neue Art der Geschäftstätigkeit dar, das heißt sie trennen Technik nicht von dem Ziel des Business mit Gewinnerbringungsabsicht.

Wichtig ist: Keine dieser Definitionen ist zwangsläufig falsch. Jedoch ist es notwendig in Gesprächen immer zu klären, was der andere unter “digital” versteht. Und welchen Blick und welche Bewertung der andere auf “digitale Technologien” setzt.

Das Problem zeigt sich eben gerade in den Begrifflichkeiten: Es werden überall die gleichen Bezeichnungen benützt (weil es keine anderen gibt). Jedoch wird häufig etwa anderes gemeint und die Situation unterschiedlich bewertet. Im Ergebnis ist dies dann nicht automatisch konträr und nicht vereinbar, aber es erfordert von beiden Seiten große Toleranz und Bereitschaft aufeinander zuzugehen, wenn diese Missverständnisse entstehen.

Ok und wie erkenne ich im Recruiting, ob das “passt”?

Sie müssen sich bewusst machen, dass es viele Unterschiede zwischen analogen und digitalen Technologien gibt. Und diese deshalb auch zu unterschiedlicher digitaler Nutzung im Vergleich zu klassischen IT führt – und damit auch zu unterschiedlicher Kommunikation mit digitalen Technologien als analog usw.

Ein besonders wichtiger Unterschied zur analogen Technologie ist Fähigkeit der Digitalen Technologie, Daten schneller zu speichern und zu übertragen. Digitale Übertragungen sind flexibler, aber auch sehr viel teurer, zeitaufwändiger und erfordern mehr Fachwissen sowie komplexere Systeme Deshalb setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass man nicht alles digitalisieren sollte, weil gerade für produzierende Unternehmen in wesentlichen Anwendungsbereichen, analoge Techniken oftmals  immer noch effektiver sind.

Wir empfehlen im Matching der Kandidaten* mit Stellenanforderungen auf drei Dinge zu achten und diese mit dem Fachbereich zu besprechen und dann beim Kandidaten* zu suchen:

  • Digital (Mindset).
    Digital zu sein bedeutet, Daten zu nutzen, um bessere und schnellere Entscheidungen zu treffen, die Entscheidungsfindung auf kleinere Teams zu übertragen und viel iterativere und schnellere Vorgehensweisen zu entwickeln. Ein solches Denken beschränkt sich meist auf eine Handvoll Funktionen, hohe Arbeitsdisziplin und hohe Eigenverantwortung. Eine digitale Denkweise institutionalisiert die funktionsübergreifende Zusammenarbeit, flacht Hierarchien ab und schafft Umgebungen, die die Generierung neuer Ideen fördern. Anreize und Metriken werden entwickelt, um eine solche Agilität in der Entscheidungsfindung zu unterstützen.
  • Social (Mindset):
    Typisch ist partnerschaftliches und offenes Zusammenarbeiten mit Experten auch mit externen Unternehmen, um die erforderlichen Fähigkeiten zu erweitern. Es herrscht eine Kultur der Offenheit und Lernbereitschaft, in der man sich gegenseitig unterstützt und auch aufeinander achtet. (Nicht zu verwechseln mit Social Media, aber man kann tendenziell erkennen, dass Menschen mit hohem Digitalen Reifegrad auch Social Media aktiv und helfend nützen. Typisch dafür sind die vielen Tech-Communities, in denen Probleme besprochen werden.).
  • System- und Datenarchitektur (Agiles Mindset)
    (Fokus auf Systeme nicht Technologie) Digital im Kontext der IT konzentriert sich auf die Schaffung einer zweiteiligen Umgebung, die Legacy-Systeme – die kritische Funktionen unterstützen und langsamer laufen – von denen entkoppelt, die schnelllebige, oft kundenorientierte Interaktionen unterstützen. Ein wesentliches Merkmal der digitalisierten IT ist die Verpflichtung zum Aufbau von Netzwerken, die Geräte, Objekte und Menschen verbinden. Dieser Ansatz ist in einem Continuous-Delivery-Modell verkörpert, bei dem funktionsübergreifende IT-Teams Systeme automatisieren und Prozesse optimieren, um Software schnell veröffentlichen und iterieren zu können.

Fazit:

Unterschiedlichen Perspektiven bringen Unternehmensführungen, aber auch die ganze Zusammenarbeit von Menschen oft ins Stolpern, weil sie einen Mangel an Ausrichtung und gemeinsamer Vision darüber widerspiegeln, wohin das Unternehmen oder eben z.B. auch der einzelne Job gehen muss. Dies führt oft zu bruchstückhaften Initiativen oder fehlgeleiteten Bemühungen, sinnlosen Stellenbeschreibungen, verpassten Gelegenheiten, schleppender Leistung oder einfach Frustration von neuen Mitarbeitern, die sich etwas anderes unter dem Job vorgestellt haben.

Gerade wenn Sie als Recruiter oder Talent Acquisition Expert einen Fachbereich betreuen, lohnt es sich, eine Pause am Anfang des Projektes einzulegen, um das Vokabular “Tech”, “IT” und besonders “Digital” zu klären und die Sprache zu schärfen. Nur so können Sie die richtigen Kandidaten* finden und mit dem gleichen “Digital Mindset” matchen.

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    Author

    • Sie ist pragmatische Talentfinderin, Expertin im ‚Finden‘ talentierter Mitarbeiter, Social Recruiting Coach, Master-Sourcerin, Trainerin und Autorin des Besteller-Kompendiums “Praxiswissen Talent Sourcing” sowie Co-Autorin des Bestellerbuches ‘Praxishandbuch Social Media Recruiting’. Nach einem BWL-Studium in Deutschland und Großbritannien, langjähriger Erfahrung als Personalmanagerin in renommierten Qualitätsunternehmen der Industrie und als Partnerin bei Top-10-Personalberatungen gründete sie 2005 die Intercessio GmbH. Ihr Motto: In Dir muss brennen, was Du in anderen entfachen willst – Augustinus

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