Vom umfassenden Update des Business Netzwerkes LinkedIn sind die deutschsprachigen Active Sourcer besonders schwer getroffen. Nur sehr wenige der für Active Sourcer wichtigen Bereiche: Suchmaske, Suchbefehle (Boolesche Befehle), Synthax (Suchketten-Aufbau) oder Semantischer Algorithmus sind gleich geblieben. Zwar ist die Entwicklung noch nicht abgeschlossen, aber es sind deutliche Probleme erkennbar. Dieser Blogartikel faßt aus der Sicht der deutschsprachigen Active Sourcer das LinkedIn Update 2017 zusammen und bezieht auch die aktuellen Probleme mit ein.
Was ist passiert? Update mit Superlative
Nach einer kurzen Vorschau im September 2016 hat das größte soziale Business-Netzwerk der Welt LinkedIn (mit knapp 470 Millionen Nutzer) Ende Januar 2017 ein weltweites Update der Superlative gestartet: Sowohl die Neugestaltung der Desktop-Website wurde komplett überarbeitet (sie sieht “App-like” aus) als auch ein neues Messaging-System mit Chat-Bots eingeführt, das wie ein Pop-up auf der Homepage erscheint.
Es wurden komplett neue, intelligente semantische Suchalgorithmen sowie ein neuer Newsfeed-Algorithmus eingeführt. Die Struktur der Website LinkedIn wurde neu aufgesetzt und die Inhalte umgezogen. Das neue LinkedIn wird nun gerade in über 200 Ländern in 40 Sprachen ausgerollt. Es wurde also sowohl das Frontend als auch das Backend komplett überholt – alleine die 2016 überarbeitete Reihe der mobilen Apps blieben im Wesentlichen gleich.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung der Änderungen aus Active Sourcer Sicht
- Eine neue Oberfläche (UI) – auch bei den Profilen. Diese sehen klarer und aufgeräumter aus und sind extrem mobiloptimiert. Sie hat eine enorme Wirkung in der Indexierung in Google ( Man findet nun mehr Inhalte von öffentlichen Profilen und auch mehr Profile insgesamt, da diese SEO-optimiert wurden).
- Ein neuer Newsfeed (-Algorithmus) – erinnert in der Darstellung und semantischen Auswahl (Filterung) an Facebook und ist ebenso extrem mobiloptimiert, allerdings auch überproportional werbelastig.
- Die bekannte und beliebte “Erweiterte Suchmaske“ ist weg. Die neue Suchmaske ist mobiloptimiert mit einer an Google angelehnten Suchleiste.
- Sie enthält neue Filterungsmöglichkeiten und Schwerpunkte.
- Es gibt einen komplett neuen Suchalgorithmus mit neuer Semantik und neuer Ausgabe / Anzeige für die Freemium und Business-Accounts (ebenso kommt ein neuer, getrennter und unterschiedlicher Algorithmus für Recruiter und Recruiter Light Accounts)
- Es gibt eine neue Synthax (= Regeln, wie man Suchketten bildet) – das bedeutet, der erfolgreiche Stringaufbau funktioniert nun keinesfalls mehr ähnlich wie in XING oder Google. Er ist anders – vorausgesetzt man sucht gezielt. Copy und Paste ist damit komplett unmöglich geworden.
- Linkedin hat neue Boolesche Befehle, genannt Feldkommandos eingeführt bzw. zurückgeholt (diese gab es schon mal vor 6 Jahren). Gleichzeitig haben andere Boolesche Befehle neue zusätzliche Wirkung bekommen und müssen anders eingesetzt werden.
- Einige direkte Filter sind weg – insgesamt weniger Filterungsmöglichkeiten. (Aber immer noch mehr direkte Filtermöglichkeiten auch im kostenlosen Account als bei XING die Suche des Premium Accounts!)
Schwierig nachvollziehbarer Umgang mit Usern
Die überwiegende Mehrheit der LinkedIn User sind nicht glücklich mit dem neuen LinkedIn, da er so radikal anders ist. Teilweise reagieren die User sehr emotional und ungewöhnlich aggressiv für amerikanische Online-Verhältnisse. Denn es erschien, dass die mehrheitlichen Freemium-User (weltweit haben über 90 % der LinkedIn User einen kostenlosen Account) nicht die Zielgruppe der ersten Änderungen waren – und diese Zielgruppe wehrte sich laut und deutlich. Und hat noch nicht aufgehört, da sie noch nicht zufrieden ist.
Weltweiter Shitstorm und Rolle-Rückwärts in der Sackgasse
Aber die Social Postings, viele in Attackenform (sogar in Linkedin selbst) blieben von Linkedin in den ersten Wochen öffentlich fast völlig ohne Beantwortung. Erst Anfang März hat der LinkedIn Vertriebsleiter in LinkedIn angekündigt, dass man „Anpassungen“ vornehmen wird (sowohl die Attacken in LinkedIn, als auch die Antwort des Vertriebsleiter sind in der Zwischenzeit gelöscht – aber hier eine Reaktion). Es gibt immer noch Petitionen an LinkedIn (hier) und ein Bombardement von Beschwerdebriefen. Entrüstet kündigen User ihre bezahlten Accounts – und Linkedin reagierte nun Ende März mit hektischen Updates und Anpassungen, die immer noch andauern.
Warum ist das Update ein Albtraum für deutschsprachige Active Sourcer?
Der neue “intelligente, lernende und semantische LinkedIn Such-Algorithmus” für die kostenlosen und Business (und die Premium) Accounts übersetzt die deutschen Suchbegriffe in englische Suchbegriffe. Und dann erst geht er auf die Suche, also berechnet ähnliche Ergebnisse. Das hat er vorher schon getan – nur da waren “Übersetzungen” hinterlegt, da es ein sogenannter “schwach semantischer Algorithmus “war. So konnte er leicht auch deutsche Keywords einbinden. Nun fehlt diese hinterlegte Bibliothek völlig, er kennt keine deutschen Begriffe mehr, sondern muss diese lernen und eine neue stark semantische (und damit interpretierende) Bibliothek anlegen.
Zusätzlich errechnet der neue Algorithmus entsprechend seiner völlig neuen Syntax (die für die englische Sprache optimiert ist) “ähnliche” Ergebnisse. Und er braucht dazu auch neue Boolesche Befehle, denn er interpretiert die sogenannten Verbindungen zwischen Keywords, die sogenannten Booleschen Befehle teilweise komplett anders. Diese neuen Booleschen Befehle funktionieren aber noch nicht alle so, wie versprochen (was aber kein deutschsprachiges, sondern ein Sourcing-Problem ist). Wie Sie gerade merken: Keine einfach zu durchschauende und zu erklärende Situation.
Zusammengefasst ergibt dies ein vierfaches Problem für D-A-CH-Active Sourcer:
1. PROBLEM / INFO:
ÜBERSETZUNG – der Algorithmus muss Deutsch lernen
Findet der Algorithmus keine englische Übersetzung in seiner Indexierung, ignoriert er den Suchbegriff der im String steht. Was eine “Übersetzung” ist, lernt der Algorithmus gerade durch die Benutzung aller D-A-CH-User: Wenn viele “Programmierer” suchen und danach auch auf “Programmer” klicken, dann sortiert er diese beiden Begriffe zusammen. Das Problem dabei ist: Viele suchen nicht systematisch, sondern schreiben super-lange Strings oder einfache intuitive Suchanfragen mit Fachbegriffen aller Schreibweisen. So kann dieser Algorithmus die Zusammenhänge nicht so einfach und schnell errechnen und lernen. Und die Sourcer erkennen nicht direkt, dass der LinkedIn-Algorithmus (noch) nicht deutsch spricht. Also wird es lange dauern, bis er deutsche Worte erkennt, findet und anzeigt. Aber er wird sie lernen – das ist ja das Ziel eines solchen intelligenten Systems.
2. PROBLEM / INFO:
NEUE BOOLESCHE BEFEHLE – Umdenken bei Suchbegriffskombinationen ist gefordert!
LinkedIn hat, wie Sie das aus Google kennen, sogenannte Feldkommandos eingeführt:
firstname:
lastname:
title:
company:
school:
Diese neuen Befehle, werden (wie bei Google) immer klein geschrieben und haben direkt einen Doppelpunkt (ohne Leerzeichen) danach. Wie sie eingesetzt werden können, hat LinkedIn zwar am Anfang noch (falsch) erklärt, aber nun ist die Anleitung verschwunden (was nicht schlimm ist, sie war ja falsch). Die Wirkung dieser Befehle beim Einsatz zu kennen, ist bei gezielten Suchen sehr wichtig. Für Active Sourcer, die mit ungefähren Ergebnissen zufrieden sind, hat LinkedIn in der Zwischenzeit auch der Suchmaske eine weitere für die Stichwortsuche beigefügt. Mehr dazu unter Punkt 4: Neue Suchmaske.
3. PROBLEM / INFO:
NEUE SYNTAX – Suchketten muss man komplett anders schreiben
Eine der ersten neuen Syntax-Regeln ist: Suchketten ohne Feldkommandos funktionieren schlecht bzw. sehr häufig gar nicht! Auch hier gilt: Wer gezielt finden will, muss Suchketten immer mit dem Einsatz der Feldkommandos nützen. Aber Achtung: Diese Feldkommandos funktionieren nicht mit den Booleschen Befehlen AND OR NOT wie Sie das von XING und GOOGLE kennen! Es gibt eine große Zahl an Ausnahmen und neuen Regeln. Wir haben diese intensiv getestet und zusammengetragen. Sie können diese in unserem ONLINE-TRAINING: ACTIVE SOURCING MIT LINKEDIN (hier mehr unter Intercessio Academy) lernen.
4. PROBLEM / INFO:
NEUE SUCHMASKE UND SUCHANZEIGE – Sourcing-Erfolg basiert auf Logik
Jetzt ahnen Sie schon, was kommt: Was für den kleinen Teil der Suchmaske der Stichwortsuche gilt, gilt für die ganze Suchmaske: die Filter (also die einzelnen Kästchen) funktionieren extrem schlecht oder besser formuliert: Unzuverlässig.
Das Problem mit den einzelnen Kästchen ist: Man hat das Gefühl (und wer das intensiv testet, erkennt schnell die sogenannte “Fuzzy-Logik”): Die Maske interpretiert die Booleschen Befehle, wenn sie in den Kästchen stehen, je nachdem wie der Mond steht. Empfehlenswert ist also der Einsatz der Kästchen für eine gezielte Suche nicht. Also sollte man sich mit der Wirkung und dem Einsatz der neuen Feldkommandos auseinandersetzen. Und das zentrale Suchfeld nützen, das Sie sehr wohl (besser) steuern können.
Das Praxisproblem für deutschsprachige Active Sourcer
Und nun kommen alle diese theoretischen Unzulänglichkeiten in der Praxis zusammen: Besonders die der deutschen Sprache – beginnend mit den richtigen Keywords und Suchbegriffskombinationen . Zum Beispiel geht die direkte Suche von langen deutschen Jobtiteln gar nicht – wie zum Beispiel:
- Fachkraft (m/w) für Regulatory Affairs im Bereich Magnetresonanztomographie
- Fachreferent (m/w) für Umwelt- und Energiemanagement
- Applikationsingenieur (m/w) für industrielle Lasermeßtechnik
Sie müssen alles in die neue Syntax-Sprache des LinkedIn Algorithmus zerlegen und in seine neue Sprache “übersetzen”.
Auch können Sie zum Beispiel die Kontakte nicht korrekt filtern. Was besonders die Kollegen im Vertriebsbereich sehr stark trifft, die auch ihren Shitstorm weiterhin fortsetzen, um LinkedIn zu weiteren Nachbesserungen ‘anzuregen’.
Mehr Umsetzungs-Tipps und Tricks in unserem ONLINE-TRAINING: ACTIVE SOURCING MIT LINKEDIN (hier mehr unter Intercessio Academy).
Was sichert den Sourcing Erfolg in LinkedIn für Active Sourcer ?
Ein Algorithmus ist ein komplexes, sich konstant weiterentwickelndes, logisches Programm-System. Wenn Sie LinkedIn weiterhin erfolgreich nützen und gezielt finden möchten, müssen Sie lernen, wie sie diesen Super-Algorithmus steuern können. Mit Intuition, DIY-Sourcing-Strings oder riesig-langen vermeintlich-semantischen Suchketten kommen sie nicht mehr weiter.
Ein solcher Algorithmus antwortet nur gezielt mit speziellen Suchketten-Abfolgen. Sie müssen deshalb lernen, wie der spezielle LinkedIn Algorithmus tickt. Und dann in seiner “Sprache” (Syntax) professionell und gezielt Suchanfragen konfigurieren. Ebenso müssen Sie in der Interpretation der Suchergebnisse umdenken, denn die Anzeige ist ebenso wie alles neu und anders – und muss deshalb “interpretiert” werden. Und dann klappt das auch mit dem LinkedIn Active Sourcing.
Die Alternative ist X-Ray, also das Durchleuchten von Linkedin mit Google und dem Feldkommando site: (mehr dazu finden Sie hier in unserem Blogartikel: Was ist die X-Ray Suche oder Röntgen-Methode? – Active Sourcing Methoden kurz erklärt )
Edit 12.04.2017:
Aufgrund der vielen Anfragen und Bitten um Hilfe haben wir am 12.04. einen weiteren Blogartikel in diesem Zusammenhang veröffentlicht. Er gibt Tipps und Trick in der Umsetzung der Suche mit Google und LinkedIn / der X-Ray Technik: 5 praktische Tipps zur X-Ray Technik mit LinkedIn – dann klappt’s auch mit dem LinkedIn Update
Fazit: Linkedin Active Sourcing geht weiter (erfolgreich) – aber es wird viel schwerer!
Alles was das Web 4.0 anfasst, wird komplex – wir haben es hier mit einem solchen Web 4.0- Algorithmus zu tun. Leider kommen Sie aus dieser LinkedIn-Komplexitätsfalle nicht mehr auf eine einfache Weise heraus. Und für einige, die LinkedIn brauchen, kann das schon ein Albtraum sein und Kopfschmerzen bereiten. Dies ist nicht der Gordische Knoten, den Sie wie bei Alexander einfach durchschlagen können – denn “quick & dirty”-Lösungen waren Web 2.0 und das geht jetzt nicht mehr. Leider!
Wenn Sie weiter gezielt gute Talente mit LinkedIn finden wollen, müssen Sie sich dieser Challenge stellen, die neuen LinkedIn-Regeln verstehen und das neue Suchmaschinen-Tool richtig einsetzen lernen. Dies ist besonders schwer, weil LinkedIn keinerlei Hilfe (nicht mal in englischer Sprache) zur Verfügung stellt. Es ist also die Sourcer-Gemeinschaft gefordert, sich gegenseitig zu unterstützen und auszutauschen. Dazu haben wir auch diesen Blogpost geschrieben und freuen uns, wenn Sie unsere Findings im Kommentar ergänzen oder Veränderungen festhalten.
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