Leider gibt es für Active Sourcer keine guten Nachrichten: Google hat seinen Semantischen Algorithmus weiterentwickelt. Dabei wurde dieser so wesentlich verändert, dass die Mehrheit der bisherigen Suchbegriffs-Kombinationen (genannt -Strings oder -Ketten) nicht mehr in Google wirksam sind. Selbst mit Kenntnissen der Booleschen Befehle, fundiertem Knowhow in der Semantischen Suche sowie dem Einsatz der richtigen Keywords, ist für die meisten Suchen der bisherige klassische Weg zu Talenten via Google verstellt.

Was genau ist passiert?

Eine Algorithmus-Änderung von Google kann niemand – außer Googles Entwickler selbst – präzisieren. Die Struktur von Suchmaschinen-Programmen, also Algorithmen gehören zu den größten aktuellen Geheimnissen. Auch welche Variablen und oder Kombinationen von Parametern die Ergebnisliste beeinflussen, ist nicht wirklich bekannt, sondern wird nur geschätzt.  Findet aber eine Anpassung oder sogar Upgrade statt, zeigt sich dieses durch ‘andere’, völlig unerwartete, neue Ergebnisse bei Routine-Suchen.

Woran erkennt man Algorithmen-Änderungen?

Entwickler von Algorithmen arbeiten meist ununterbrochen an ihrem System. Sie haben Test-Abteilungen, die konstant geplante Veränderungen überprüfen, bevor der neue Algorithmus eingespielt und dauerhaft ‘online’ geht. Eine Änderung als externer ‘User’ zu erkennen, ist nicht ganz leicht und erfordert einiges Können. Denn semantische Suchmaschinen sind lernende Systeme, in denen jede Suchanfrage das ganze Gefüge beeinflusst, oft sogar verändert. So fallen kleine Änderungen nicht (sofort) auf. Da nur die großen Entwicklungssprünge durch Google öffentlich verkündet werden, sind Experten (Master- Sourcer sowie Suchmaschinen-Optimierungs-Experten) immer auf der Hut und haben ihre eigenen Testsysteme entwickelt.

Ein Albtraum der Active Sourcer wurde Realität

Bisher war es so: Hat der extrem softe XING-Algorithmus der ‘Erweiterten Suche’ oder des ‘Talentmanagers’ (sie sind identisch) mal wieder nicht ausreichend passende Kandidaten gefunden, wichen Profi- Sourcer einfach auf das Booleschen Feldkommando site: aus (genannt X-Ray-Search). Dieser Befehl kombiniert mit den richtigen Suchketten versetzt Sourcer in die Lage, Websites von außen zu durchsuchen. Man kann jeder Sourcer mit dem besseren Algorithmus von Google XINGs öffentliche Profile ‘röntgen’.

Dieses ‘Kandidaten-Googlen’ ist nun durch 3 wesentliche Änderungen massiv eingeschränkt worden:

 

1.) Der Boolesche Befehl AND wurde abgeschafft

Die Profi Active Sourcer unter Ihnen wissen, dass in Google schon seit Jahren der Boolesche Befehl NOT nicht mehr funktioniert. Man muss hier das Minuszeichen einsetzen. Grund war die Einführung der Semantischen Suche, da in der englischen Sprache viel zu oft Überschriften ein großgeschriebenes NOT enthielten und die Suchen damit unwirksam machten.

Nun beerdigt Google analog das AND. Hier ist es nicht ein Zeichen, das den AND-Befehle ersetzt, sondern wenn zwischen zwei Suchbegriffen nur ein einfacher Abstand besteht, interpretiert die Suchmaschine dies als AND. Schade ist nur, dass es bisher so war, dass man mit der Semantischen Suchmethode durch den gezielten Einsatz des Befehls AND in vielen Strings via Google die Keywordsuche zurückholen – und damit Google in eine gezieltere Ergebnisanzeige zwingen konnte. Das entfällt nun und verschließt eine weitere Tür, gezielt zu suchen und zu finden.

2.) Die Klammern ( ) sind unwirksam geworden

Sourcer haben weltweit in den letzten Wochen Schnappatmung bekommen, wenn sie versucht haben, mal so auf die Schnelle wie gewohnt XING oder LinkedIn mit den bisher wirksamen Strings per X-Ray Suche von außen zu durchsuchen. Die Google-Ergebnislisten zeigen nun auf dem herkömmlichen Weg meist weniger und unpassendere Kandidaten als man sie mit Social Sourcing, also mit XING und LINKEDIN findet. Auch die so klassische, einfache ‘Lebenslaufsuche’ im Web ist den natürlichen Weg des Irdischen gegangen. Nun erfordert das Finden von Kandidaten mit Google fundiertes Sourcing Knowhow.

Zur Erklärung ein Beispiel zur Röntgen-Technik / X-Ray Suche mit dem Booleschen Feldkommando site: Nehmen wir an, dass ein Sourcer auf der Suche nach einem Systemadministrator mit Linux Kenntnissen und Virtualisierungs-Spezialisierung in Köln ist:

In XING findet dieser Sourcer in der ‘Erweiterten Suche’ mit diesem String (und Eingabe: Köln unter Ort284 interessante Profile:

 

(system OR network OR technical OR systems) (administrator OR admin OR engineer OR administration OR administrative) (linux OR Ubuntu) (Cisco OR VMWare) 

Bis zur Änderung war dieser String kombiniert mit dem site:-Befehl sehr wirksam in Google und hat mehrere tausend passende Profile von Systemadministratoren mit Linux- oder Ubuntu-Kenntnissen sowie entweder Cisco oder VMWare Knowhow in Köln bzw. der Umgebung von Köln durch den X-Ray Befehl gefunden:

site:xing.com/profile (system OR network OR technical OR systems) (administrator OR admin OR engineer OR administration OR administrative) (linux OR Ubuntu) (“Köln“ OR “Hürth“ OR Wesseling OR “Mühlheim“ OR Leverkusen)

 

Lassen Sie die Klammern nun weg, ändert sich das Ergebnis. Google bringt nun zwar ein paar hundert XING-Profile, die aber eher mehr ähnliche,  und tendenziell eben nur un

gefähr passende Profile sind.

site:xing.com/profile system OR network OR technical OR systems administrator OR admin OR engineer OR administration OR administrative linux OR Ubuntu “Köln“ OR “Hürth“ OR Wesseling OR “Mühlheim“ OR Leverkusen

 

Bei Funktionen, bei denen es bei der Besetzung nicht wirklich auf Skills ankommt, ist das Finden von irgendwelchen ähnlichen Kandidaten ausreichend. Suchen Sie aber spezielle TALENTE, wird das Matching mit dem Stellenprofil und deren jeweiligen persönlichen SKILL-KOMBINATIONEN erheblich. Dann müssen Sie sicherstellen, dass Sie GENAU diejenigen mit dem PASSENDEN SKILLS gezielt finden. Ähnliche Profile sind eine Sackgasse und können durch Analyse oder spätere Interviews nicht passender gemacht werden. Auch erfordert dieser Weg richtig viel Aufwand, denn jedes einzelne Profil muss angeklickt und überprüft werden. Das ist weder effizient noch sinnvoll, denn die richtig gesteuerte Suchmaschine kann diese Vorselektion übernehmen.

ERKLÄRUNG:

Das Problem sind nun die Übergänge der ehemaligen Gruppen (hier unterstrichen) sowie die Vielzahl der semantischen Kombinationsmöglichkeiten. In unserem Beispiel:  Zwischen ‘Ubuntu’ und ‘Köln’ ist die Verbindung  ein AND. Damit macht er keine Umkreissuche und sucht auch z.B. nach Ubuntu-Spezialisten in Hürth oder Wesseling, sondern nur nach Profilen, die einfach Hürth oder Wesseling oder Mühlheim UND ähnliche andere Begriffe auf ihrem Profil stehen haben. Ein völliges Mischmasch, das bei dem jeder sich beim händischen Sortieren schwer tut und sinnlos Zeit ohne Ergebnis verbrennt.

3.) Die Reihenfolge ist nun (fast) völlig egal 

Man konnte sich bisher das Sourcing-Ergebnis völlig verderben, indem man mit den falschen Suchbegriffen oder Suchbefehlen in die Google-Suche startete. Denn bisher galt die Regel: Anfang eines Strings in Google falsch, somit ist alles falsch. Auch dieses Sourcing-Kochrezept ist Geschichte. Denn Google gibt die Ergebnisse eine wilde Mischung aus, egal ob Sie den site-Befehl an den Anfang stellen oder in die Mitte, völlig unabhängig davon, wo ein OR oder Leerzeichen für AND setzen, das durch die semantische Suche nivellierte Ergebnisse bleibt.

Edit 10.09. : 

Der HACK = Semantische SOURCING METHODE

Ich wurde gefragt, wie ich das Problem löse bzw. wie Sourcer erfolgreich MIT der sogenannten ‘Semantischen Sourcing Methode’ suchen und finden. Hier kommt der Sourcing Hack mit Erklärung:

Da ein semantischer Algorithmus so programmiert ist, dass er nicht die gleichen Suchbegriffe sucht, sondern nur ähnliche Suchbegriffe ausgibt, muss man ihn in seiner semantischen Logik unterstützen: Man fasst Gruppen in nur einem Überbegriff zusammen. Dann sucht er selbst alle ‘ähnlichen Begriffskombinationen’. Wichtig dabei ist diese richtige Suchbegriffskombination zu finden (sonst landet man wieder im Problem 2. und hat zwar viele, aber nur irgendwie ähnliche Profile – und richtig viel vermeidbare Arbeit beim intensiven Analysieren aller einzelnen Profile)

In unserem Beispiel sieht die Lösung so aus:

Semantische Sourcing Methoden für Sourcer

Warum macht Google sowas?

Es ist eine konsequente Weiterentwicklung der Semantischen Suche. Der durchschnittliche User benützt keine langen Strings und komplizierten site: Befehle, die er gezielt einsetzt. Selten werden mehr als 4 Suchworte kombiniert. Das Ziel der Semantischen Suche, ist helfend und korrigierend ähnliche Ergebnisse anzuzeigen. Nun hat dieses Upgrade noch eine weitere Nebenwirkung: Nicht nur Active Sourcer und Journalisten benützen Boolesche Befehle. Auch Malware-Angreifer setzen für ihre Angriffe Strings ein. Solche bösartigen Crawling-Versuche scheitern nun an dieser Veränderung. Allerdings dort, wo Links bereits vorhanden sind und extern gespeichert wurden, bietet eine solche Algorithmusänderung keine Sicherheit vor Angreifern.

Bye-Bye X-Ray-Search und Lebenslaufsuche im Web?

Nein, die X-Ray-Suche und auch die Lebenslauf-Suche sind nicht tot. Aber ohne sehr fundierte Kenntnisse, wie man Semantische Algorithmen dennoch steuert (siehe oben das Beispiel), ist das so beliebte per ‘Copy und Paste’ – duchgeführte X-Ray-Search der Active Sourcer sinnlos geworden. Jetzt hilft einem Sourcer nur, wenn er X-Ray einsetzen will,

– Talent Mining mit iterativem Workflow der Semantischen Suchmethode

– oder der Einsatz von anderen Suchmaschinen wie Bing oder Yahoo

Fazit:

Schon bei der Einführung des Semantischen Algorithmus 2011 zeichnete sich ab, dass immer mehr Boolesche Befehle ihre Wirkung verlieren werden. So ist diese Entwicklung nur ein konsequenter weiterer Schritt auf der Linie, die Google eingeschlagen hat. Mehr dazu können Sie in unserem Blogpost: Active Sourcing mit der Boolschen Suche ist tot – es lebe die Semantische Suche!?  lesen. Wollen Sie Semantische Algorithmen zu Talenten steuern, helfen Ihnen nur auf diese neue Generation der Suchmaschinen abgestimmte, neue Suchprozesse und -methoden. Google kann man weiter nützen, um Talente zu suchen und zu finden. Doch das bequeme Wiederverwenden von bewährten Strings ist Geschichte: 3:0 für Google in diesem Wettstreit.

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