Für viele ist die richtige Kombination von Keywords in Suchanfragen, genannt Strings, “die” hohe Kunst des Active Sourcings. Die Zusammensetzung dieser Suchketten wird oft diskutiert. Viele geben sich große Mühe, einen besonders guten String zu erstellen, mit dem man die Suchmaschine überzeugen kann, eine Liste der richtigen Kandidaten anzuzeigen. Wir gehen in diesem Blogartikel der Frage nach, wie Praktiker und Sourcing Profis das sehen, die schon viele Stellen besetzt haben: Gibt es den idealen String bzw. das ideale String-Design? Und wie sieht es aus?

Einen String erstellen, wie macht man das?

Jede Suchanfrage –  also jeder String – besteht aus der Zusammenstellung verschiedener Keyworte. Also googlen Sie heute bereits mit Strings. Hier ein Beispiel: Sie suchen nach einem Reparturservice für Ihre kaputt gegangene Miele Waschmaschine und wohnen in Bonn Beuel. Dann geben Sie möglicherweise folgende Suchanfragen/Strings in Google ein:

Service Miele Waschmaschine Beuel oder

Reparatur Miele Waschmaschine Bonn Beuel oder

Kundendienst Miele Bonn oder

Waschmaschinenreparatur Beuel

Das ist privat kein Thema und funktioniert. Allerdings, wenn man gezielt Ergebnisse haben will, muss man dann auch eine gezielte Suchanfrage schreiben. Und da Sourcer alle doch höhere bzw. mehrere Anforderungen an Kandidaten stellen, geht es nicht so einfach, den richtigen String zu schreiben.

Grundlagen des String-Designs

 

Um Suchbegriffe besser und gezielter zu einem String kombinieren zu können, verwenden Sourcer die sogenannten “Booleschen Befehle”. Sie verbinden die Suchbegriffe in einer für die Suchmaschine verständlichen Form. Es gibt Hunderte von Booleschen Befehlen. Die einfachsten Befehle sind die Booleschen Operatoren AND  OR  NOT. Aber solche Befehle wirken nicht dauerhaft gleich und auch nicht universal in allen Suchmaschinen! In den meisten Suchmaschinen entfällt zum Beispiel das Schreiben des Befehls AND. Hier schreibt man einen korrekten String, in dem man mit “nichts” Keywords verbindet, also durch ein Leerzeichen zwischen den Suchbegriffen. Grund ist, dass die meisten Algorithmen das AND nicht mehr verstehen. Schreiben Sie ein Leerzeichen, interpretiert die Suchmaschine dieses “nichts” als ein AND-Befehl.

Achtung die Booleschen Befehle wirken nicht in jeder Suchmaske gleich!

Ein Beispiel: Sie können den Booleschen Befehl NOT auch als ein  ‘Minus’ schreiben. In XING in der Erweiterten Suche wirkt nun seit fast einem Jahr immer nur ein einziges “Minus”. Das zweite Minus wird von der Suchmaschine ignoriert! Ebenso ein zweites NOT. Solche Regeln ändern sich, da die Algorithmen lernen oder technisch weiterentwickelt werden. Deshalb hat jede Suchmaschine oder Suchmaske ihre Besonderheiten. Wer diese beim Erstellen seines Strings nicht beachtet und damit ungenau sucht, wird nur zufällig richtige Ergebnisse angezeigt bekommen

(Mehr zu Booleschen Befehlen in unserem kostenlosen EBook zur Booleschen Suche hier).

Keyword-Kombinationen in einem String in Semantischen Suchmaschinen

Heute sind die Suchmaschinen der Social Media Portale wie XING, LinkedIn und auch die der großen Suchmaschinen wie Google oder Bing alles semantische Suchmaschinen. Es gibt also keine Keyword Suchmaschinen mehr. Das heißt, sie suchen nicht nach den einzelnen Keywords Ihrer Eingabe. Sie berechnen also nicht die gleichen Ergebnisse, sondern ÄHNLICHE ERGEBNISSE der GESAMTEN Suchanfrage – also Ihres Strings. Es geht nicht um die einzelnen Suchbegriffe, sondern deren Kombination.

Strings und ihre Wirkung in Suchmaschinen: 

Das Grundproblem für Sourcer ist aber, dass diese Ähnlichkeitsberechnung durch lernende, sehr intelligente Suchmaschinen erfolgt. Heute spricht man bei Suchmaschinen deshalb nicht mehr von einem Softwareprogramm, denn diese sind bereits extrem komplexe Programmsysteme. Deshalb nennt man sie: Algorithmen. Diese lernendenden Algorithmen können Ähnlichkeit “erkennen”, indem Sie sich bisherige Suchanfragen merken und vergleichen und/oder ähnliche Suchanfragen errechnen. Erstellt man eine neue Suchanfrage wird aus einer großen Zahl von Variablen (bei Google sogar bis zu 300, die niemand kennt!) eine Antwort errechnet bzw. ausgegeben und die Ergebnisliste angezeigt.

Wir sind eine Sourcer-Gemeinschaft – ob wir wollen oder nicht!

 

Somit ist jeder von dem Suchverhalten der anderen abhängig, die auch die gleiche Suchmaschine benützen und “ähnlich” oder gleich suchen. Denn die Suchmaschine vergleicht – alle Suchen und was Sie angeklickt haben. Sie trackt Sie also. Und lernt! Aber es ist sogar noch komplizierter: Eine solche Suchmaschine wurde gebaut, um immer etwas ‘Ähnliches’ zu finden, und nicht nur um zu vergleichen. Und zu helfen bzw. zu korrigieren – also nimmt diese Suchmaschine auch eine große Zahl an (von uns ungewollten) Autokorrekturen vor. Und damit hat man im Sourcing das Ergebnis und das Problem, dass man auch meistens etwas findet, eben aber leider meist nur etwas “Ähnliches”, was man als Sourcer nicht wirklich will. Es bleibt das das komische Gefühl, dass hier was nicht stimmt: Man findet weniger gute Kandidaten. Die Lösung ist der professionelle Sourcing Workflow.

Viel hilft also auch bei Strings nicht viel!

Auch wenn viele es immer wieder behaupten, und stolz auf ihre DINA5-Seiten langen Strings sind: Es wird nicht wahrer durch Wiederholung. Lange Strings sind ineffizient und mit so erstellten String-Konstruktionen finden Sie nicht gezielt passende Talente. Sie rauschen nur direkt in die Sackgasse und überlassen dem Zufall und Klick-Fleiß das Finden.

Wenn Sie mit sehr langen Strings arbeiten, arbeiten Sie gegen den Semantischen Algorithmus und das ununterbrochen. Das kostet (Ihre) Zeit, (Ihre) Nerven und Sie drehen sich im Kreis. Der Semantische Algorithmus ist Ihnen in Sachen Logik auf diese Weise weit überlegen – solange Sie so unlogisch arbeiten.

Denn wenn Sie in Ihren Suchergebnissen nur viele ähnliche Ergebnisse haben, können Sie diese nicht durch intuitives Klicken und Anschauen besser machen. Die Grundregel aller Maschinen gilt auch hier: Unsinn rein – Unsinn raus. Ein Beispiel, wie es nicht funktioniert:

STRING FÜR DIE POSITION:

 

‘Project Engineer Opticfibre Transmissiontechnology für ein Energieversorgungs-Unternehmen aus Großhadern’

 

SIEHT DEFINITIV NICHT SO AUS:

 

(“Project Engineer” OR “Projekt Ingenieur” OR “Projekt Ingenieur” OR Projektingenieur OR “Project Ingenieur”) (“Opticfibre Transmissiontechnology” OR “Lichtwellenleiter-Übertragungstechnik” OR Lichtwellenleiterübertragungstechnik OR “Lichtwellenleiter-Übertragungstechnik” OR “Opticfibre Transmissiontechnology” OR Lichtwellenleiterübertragungstechnik) (“Energie-Versorgungsunternehmen” OR “Energieversorgungs-Unternehmen” OR „Energy-Versorgungs-Unternehmen” OR “Energie Versorgungsunternehmen”) “Großhadern”

Jeder zusätzliche Begriff läßt die Semantische Suchmaschine nach noch ähnlicheren Lösungen des gesamten Strings suchen. Und damit entfernt Sie sich von den gleichen Ergebnissen der einzelnen Keywords. Das ist auch der Grund, warum Sie im Ranking Ihrer in der Ergebnisanzeige je weiter Sie nach hinten kommen, je schlechtere und unpassendere Ergebnisse werden Sie finden. Es ist die fatale Fehlinterpretation, dass plötzlich eine Semantische Suchmaschine durch die Erweiterung weiterer Suchbegriffe anfängt, wie eine Keywortsuchmaschine zu arbeiten und  jedes einzelne Wort nimmt und nach ähnlichen Suchbegriffen sucht. Das genau passiert nicht, sondern umgekehrt:

Je länger Ihr String, desto ungenauer alle Ergebnisse. Das können Sie nicht durch Auswahl oder Klicken oder Selektion beheben. So arbeiten Sie gegen den Algorithmus.

Fangfrage - Wie lange ist der ideale String

 

Der Sourcer-Gral: Der eine, richtige und ideale String?

Konsequenterweise gibt es zwei Situationen und damit zwei unterschiedliche String-Designs:

Situation 1: Das Optimum und heute die Ausnahme

Hat noch nie jemand, so wie Sie gesucht, also überraschen Sie die Suchmaschine mit ihrer Stringkonstruktion und sie hat keinen Vergleich, etwas Ähnliches zu berechnen, dann kann Ihr String auch etwas länger sein. Aber nie länger als im Schnitt 6 – 8 Keywords. In genau dieser Situation haben Sie dann auch häufig eine Ergebnisliste mit vielen passenden Talenten. Diese Situation wird immer seltener, je mehr Sourcer aktiv die Suchmaschinen nützen.

Situation 2: Die Regel

In der Regel haben andere Sourcer schon so wie Sie gesucht. Deshalb müssen Sie davon ausgehen, dass Sie nur durch konsequente Suchabfolgen von immer anderen Strings erfolgreich Talente identifizieren können. Die richtige Stringlänge einer Suchabfolge ist in der Regel in einer Semantischen Suchmaschine kurz. Sehr kurz – nicht länger als 4-5 Keywords – und diese Strings werden alterierend angewendet. Das heißt es wird immer ein Suchbegriff ausgewechselt und die Ergebnisse überprüft.

 

Wie also arbeiten effiziente Sourcer, die schnell zu Ergebnissen kommen?

Profi-Sourcer scannen gezielt ihren Talent Pool und finden im Schnitt mit jeder Suchabfrage (mindestens) ein passendes Talent. Wenn sie diese Suchabfolge gut vorbereitet haben und hilfreiche Tools zur Filterung nützen wie zum Beispiel den TalentManager (von XING) oder Recruiter (von LinkedIn) sind sie maximal schnell. Die systematische, professionelle Vorbereitung ist die Grundlage für Ihren Sourcing-Erfolg – denn Sourcing das Steuern von extrem komplexen algorithmischen Tools.

Fazit:

Wenn Sie gezielt Ergebnisse erreichen wollen, kommt nicht darauf an, einen maximal langen String zu designen. Entscheidend ist der Sourcing Prozess: die gut vorbereitete und konsequent durchführte Abfolge der richtigen und aufeinander abgestimmten Strings. Und das Planen und Durchführen einer solchen gezielten Suche geht nur mit Logik erfolgreich. Mit Intuition versinken Sie im Treibsand ähnlicher Ergebnisse und verlieren den Überblick. Professionelles Sourcing ist nicht eine Einmal-Aktion idealer einzelner Suchanfragen, die man ein paar Mal mal intuitiv und frei von Regeln nacheinander durchführt. Sondern ein logischer und strategisch geplanter Suchprozess mit Suchanfragen, die systematisch auf einander abgestimmter Strings an verschiedenen Orten in unterschiedlicher Form abarbeiten.

Denn: Den einen, passenden String gibt es nicht!

Fangfrage - Wie lange ist der ideale String

HAPPY SOURCING!

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    Author

    • Sie ist pragmatische Talentfinderin, Expertin im ‚Finden‘ talentierter Mitarbeiter, Social Recruiting Coach, Master-Sourcerin, Trainerin und Autorin des Besteller-Kompendiums “Praxiswissen Talent Sourcing” sowie Co-Autorin des Bestellerbuches ‘Praxishandbuch Social Media Recruiting’. Nach einem BWL-Studium in Deutschland und Großbritannien, langjähriger Erfahrung als Personalmanagerin in renommierten Qualitätsunternehmen der Industrie und als Partnerin bei Top-10-Personalberatungen gründete sie 2005 die Intercessio GmbH. Ihr Motto: In Dir muss brennen, was Du in anderen entfachen willst – Augustinus

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