Viele wünschen sich, dass das Blue Collar Sourcing die Lösung und eine Geheimwaffe gegen den Fachkräftemangel im Facharbeiter-, Krankenpfleger- oder Technikerbereich ist. Weil schon das Recruiting und die Besetzung dieser gewerblichen, technischen oder besser “nicht-bürokratischen” Jobs immer mehr stockt, haben sich bei uns in 2021 und nun auch 2022 die Anrufe gehäuft. Die Frage an uns lautete: Welche Möglichkeiten gibt es, gewerbliche, technische, soziale bzw. medizinische Jobs mit Active Sourcing zu besetzen. Dieser Blogpost soll klären, was genau unter Blue Collar Sourcing verstanden wird. Und wir werden die tatsächlichen Chancen in  D-A-CH, aber auch Limitationen dieser Vorgehensweise aufzeigen.

Definition: Was ist Blue Collar Sourcing?

Die alte Definition von einem “Blue Collar Job” (engl. Blauer Kragen) war ein Stereotyp: Ein Arbeitsplatz, der hauptsächlich oder ausschließlich von körperlicher Arbeit geprägt war.  Der Begriff leitete sich von den “Blaumännern” ab, den blauen Overalls, die traditionell in Fabriken getragen wurden. Diese Definition bildet den Gegensatz zu den sogenannten “White Collar Jobs”, den Arbeitsplätzen, die die Mitarbeiter* mit den weißen Kragen, also Büroangestellte, innehaben.

Allerdings ist die heutige Definition von “Blue Collar” sehr viel breiter (hier bei Careerbuilder mehr) angesetzt.

im Grunde sind die Blue Collar Jobs schlichtweg die Jobs des außerakademischen Arbeitsmarktes.

Wobei viele, die diese Definition nutzen, alle kaufmännischen Angestellten (ohne Studium) ausnehmen und zu den “White Collar Jobs” zählen. Dies ist auch im Folgenden unserer Definition.

Wie groß ist die Blue Collar Workforce?

Wie es zu erwarten ist, sind die Blue Collar Berufe der größere Teil unseres Arbeitsmarktes. Und dieser ist im Vergleich zum White Collar Bereich, der im wesentlichen nicht nur die Akademiker* und die Büroangestellten (= das bürokratische Umfeld) umfasst mit rund 75 % des Arbeitsmarkts riesig.  Noch schlimmer: Hier ist der Fachkräftemangel für Unternehmen besonders schmerzhaft spürbar. Damit steigt der Druck, Stellen zu besetzen.

Deutschland

Statista schreibt (hier): Im Januar 2022 waren saison- und kalenderbereinigt rund 45,19 Millionen Erwerbstätige mit Wohnsitz in Deutschland registriert (Inländerkonzept). Im Februar 2019 erreichte die Zahl der Erwerbstätigen erstmals die 45,0 Millionen Marke. 9,8 Millionen Erwerbstätige verfügten nach letzten Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2019 über einen akademischen Abschluss. 1 Damit hatte mehr als jede/-r fünfte Erwerbstätige an einer Universität, Fachhochschule oder einer Berufsakademie studiert. (Quelle: Arbeitsagentur). Das sind 23 Prozent der deutschen Workforce.

Österreich

Im Jahresdurchschnitt 2021 gab es lt. Mikrozensus 4.306.000 Erwerbstätige, davon 2.288.800 Männer und 2.017.300 Frauen. (Quelle: Statistik Austria). Insgesamt gibt es zum Stichtag 31.10.2019 nun rund 1.097.100 Absolventinnen und Absolventen von Hochschulen oder Akademien. (Quelle: Statistik.at) Das sind 25 Prozent der österreichischen Workforce.

Schweiz

Im 3. Quartal 2021 waren in der Schweiz 5,110 Millionen Personen erwerbstätig (Quelle: Bundesamt für Statistik Schweiz) Die Akademikerquote in der Schweiz im Jahr 2020 betrug 30,1 Prozent bei der Bevölkerungsgruppe der Schweizer Erwerbstätigen.  Diese Zahl ist deutlich höher als in Deutschland. Übrigens: 2010 betrug die Akademikerquote in der Schweiz noch 20,5 Prozent. (Quelle: Wikipedia)

Was ist ein Blue Collar Job genau?

Es geht schon lange im Blue-Collar-Job-Bereich nicht mehr nur um die Arbeiter* bzw. Lohnarbeiter*. Obwohl die meisten das immer noch im Kopf haben: Jobs auf Baustellen, in Fabriken, im Straßenbau usw. also Job-Titel wie Bauarbeiter*, Maschinenbediener*, Handwerker* und LKW-Fahrer*. Das greift bei weitem zu kurz.

Heute wird die Arbeitsplatzdefinition für einen Blue-Collar-Job nicht mehr mit niedrigem Qualifikationsniveau oder der Bezahlung eines Lohnes festgelegt, die Mehrheit ist heute im Angestelltenverhältnis und erhält ein Gehalt. Heute können Blue-Collar-Mitarbeiter* genauso gut hochqualifiziert sein bzw. gerade in der Ausbildung sein.

Viele dieser Aufgaben brauchen lange Einarbeitungen, sind durch gesetzliche und andere Regeln wie Gesundheit und Medizin in der Ausübung ihres Jobs reglementiert wie die Fachkräfte in der Pflege oder  Sicherheitsvorgaben im Energie wie Monteure im Freileitungsbau.

Welche Berufe gehören zur Blue-Collar-Workforce?

1. Auch die Noch-nicht-Akademiker* gehören dazu:

Im Grunde sind es alle

  • Studentische Hilfskräfte,
  • Werkstudenten*,
  • Voluntäre* oder
  • Praktikanten*,

die während ihres Studiums ebenso ein Bestandteil der Blue-Collar-Workforce sind. Niedriges Gehalt, Sondervertrag wie Minijob, sehr kurze und bzw. oder befristete Einsätze oder angelernter Status sind weitere Indizien, dass es sich um einen Blue-Collar-Job handelt.

Wenn man bedenkt, dass viele Unternehmen mehr Praktikas und Werkstudentenstellen anbieten, als es Interessenten gibt und dies oft eine Einstiegsmöglichkeit ins Unternehmen gibt, dann haben wir hier einen sehr großen Fachkräftemangel.

2. Blue-Collar-Jobs mit Ausbildung und Schulabschluss sind

3. Blue-Collar-Jobs ohne Ausbildung mit Schulabschluss und oft Zusatzqualifikation (wie Führerschein) sind

  • Kurierfahrer (m/w/*)
  • Pflegehelfer (m/w/*)
  • Helfer (m/w/*) im Bereich Verkauf
  • Helfer (m/w/*) im Bereich Elektro
  • Kommissionierer (m/w/*)
  • Auslieferungsfahrer (m/w/*)
  • Pflegehelfer (m/w/*)
  • Servicemitarbeiter (m/w/*)
  • Paketzusteller (m/w/*)
  • Lkw-Fahrer (m/w/*)
  • Staplerfahrer (m/w/*)
  • Monteure (m/w/*)
  • usw.

4. Blue-Collar-Jobs ohne Ausbildung und ohne Schulabschluss (oft wenig bis keine Deutschkenntnisse nötig) wie:

  • Lagerhelfer (m/w/*)
  • Asphaltierer (m/w/*)
  • Bauhelfer (m/w/*)
  • Produktionshelfer (m/w/*)
  • Küchenhilfe/Küchenhelfer (m/w/*)
  • Reinigungsfachkraft (m/w/*)
  • Zimmermädchen/Roomboy
  • Servicemitarbeiter (m/w/*)
  • usw.

Welche Stellen kann ich durch Blue Collar Sourcing besetzen?

Es gibt hier in der Kürze dieses Blogartikels keine Möglichkeit, das umfassend zu beantworten. Es ist in den klassischen Social Media Kanälen wie XING und LinkedIn immer mehr möglich, die “besser ausgebildeten” Blue Collar Kandidaten* zu identifizieren und erfolgreich anzusprechen, weil es auch viel mehr dort gibt. Die Zahl der Blue Collar Mitglieder steigt derzeit in beiden Netzwerken überproportional (unsere Beobachtung, Zahlen sind mir leider nicht genaue bekannt).

Was wir auch festgestellt haben, ist, dass sie sich anders als unsere klassischen Kandidaten* verhalten, das beginnt schon mit dem Ausfüllen ihrer Profile und zeigt sich auch in einer unterschiedlichen Kommunikation. Wer diese Zielgruppe gewinnen will, muss umdenken, weg vom klassischen Recruiting, das auf Bewerber ausgerichtet ist und hin zu einem “Blue Collar Kandidaten-Flüsterer”.  Weil beides: erfolgreiches Finden und Gewinnen funktioniert mit diesen Stellenbesetzungen anders.

Deshalb haben wir einen Praxis Intensiv Workshop aufgesetzt, in dem wir die Möglichkeiten und Chancen und auch Best Practice für Sie zusammenfassen.


Sie finden diesen hier:

Online-Workshop - Blue Collar Sourcing (Video on Demand)

Wir zeigen Ihnen in diesem Workshop bisher geheime Erfolgs-Strategien, wie Sie mit

BLUE COLLAR SOURCING

Kandidaten finden, die sonst keiner hat!

Ihre Buchung beinhaltet das Recording, ein Workbook und ein Teilnahme-Zertifikat.

 


Hier kommen nur ein paar Beispiele, damit Sie sehen: Man kann mit Blue Collar Sourcing Stellen besetzen. Allerdings müssen Sie die Tricks und Wege kennen, wie Sie es schaffen, alle möglichen Kandidaten zu finden. (Die Zahlen sind nachfolgend Aufrundungen):

  • Krankenpfleger (m/w/*) – LinkedIn: ca. 48.000 und XING: ca. 33.000 mit dieser Berufsbezeichnung
  • Monteure (m/w/*) – LinkedIn: ca. 37.000 und XING: ca. 18.000 mit dieser Berufsbezeichnung
  • Schlosser  (m/w/*) – LinkedIn: ca. 5.700 und XING: ca. 7.800 mit dieser Berufsbezeichnung
  • Koch (m/w/*) – LinkedIn: ca. 16.000 und XING: ca. 22.400 mit dieser Berufsbezeichnung
  • Mechatroniker (m/w/*) unterschiedlicher Fachrichtungen – LinkedIn: ca. 52.000 und XING: ca. 42.000 mit dieser Berufsbezeichnung
  • Elektrotechniker (m/w/*) – LinkedIn: ca. 42.000 und XING: ca. 22.000 mit dieser Berufsbezeichnung

Blue Collar Sourcing ist möglich, aber nicht einfach

Wo potentielle Kandidaten* sind, gibt es auch einen Weg zu Ihnen – Sie müssen ihn finden und dann auch nutzen.  Der direkte Weg über Active Sourcing ist heute besonders dann der Erfolg versprechende, wenn es sich um passive Kandidaten handelt.

Vor 6 Jahren hat ein Teilnehmer eines  Active Sourcing Trainings mich darauf aufmerksam gemacht, dass er bereits Stellen über XING mit Elektronikern besetzt hat. Damals war die Zahl der Blue Collar Workforce mit einem XING und/oder LinkedIn Account wirklich gering. Aber es ging dennoch, denn er hatte es erfolgreich umgesetzt.

Nun haben wir eine ganz andere Situation: Beide Netzwerke haben ihre Mitgliederzahl seitdem verdreifacht – und genau das schlägt sich auch in den Möglichkeiten nieder, “Nicht-Akademiker*” zu finden und gewinnen.

Fazit

Dass es nicht leicht ist, steht außer Frage, denn diese potentielle Kandidatengruppe nutzt ihre Profile anders, kommuniziert anders und hat eine sehr unterschiedliche Candidate Experience. Das heißt: Regeln aus dem White Collar Sourcing, also dem klassischen Active Sourcing greifen hier meist zu kurz.

Auch das einfache Übertragen von Erfahrungen von Bewerbern* auf die passiven Blue Collar Kandidat* funktionieren immer nur zufällig und sind also ein Lotteriespiel. Wer Blue Collar Sourcing effizient und damit erfolgreich durchführen will, braucht neue Systeme. Die zeigen wir Ihnen in unserem neuen Online-Workshop “Blue Collar Sourcing”.

Happy  Sourcing!

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    Author

    • Sie ist pragmatische Talentfinderin, Expertin im ‚Finden‘ talentierter Mitarbeiter, Social Recruiting Coach, Master-Sourcerin, Trainerin und Autorin des Besteller-Kompendiums “Praxiswissen Talent Sourcing” sowie Co-Autorin des Bestellerbuches ‘Praxishandbuch Social Media Recruiting’. Nach einem BWL-Studium in Deutschland und Großbritannien, langjähriger Erfahrung als Personalmanagerin in renommierten Qualitätsunternehmen der Industrie und als Partnerin bei Top-10-Personalberatungen gründete sie 2005 die Intercessio GmbH. Ihr Motto: In Dir muss brennen, was Du in anderen entfachen willst – Augustinus

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