2024 war ein Jahr der Gegensätze und Herausforderungen – aber auch der Innovationen. Von der rasanten Digitalisierung durch KI-Tools bis hin zur zunehmenden Wechselbereitschaft von Arbeitnehmern: Die HR-Welt erlebte eine nie dagewesene Dynamik. Während geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheiten Unternehmen zu Sparmaßnahmen zwangen, entstanden neue Chancen durch hybride Arbeitsmodelle, Migration und flexible Arbeitszeitmodelle. Hier sind die zehn wichtigsten HR-Trends 2024, die die Arbeitswelt geprägt haben.

Die Vielfalt der HR-Trends 2024

2024 war ein Jahr der Gegensätze: Auf der einen Seite die rasante Digitalisierung mit unzähligen neuen KI-Tools und dem Erfolg – Die HR-Trends 2024 spiegeln nicht nur technologische Fortschritte wider, sondern auch tiefgreifende gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen. Diese Trends zeigen, wie stark die Arbeitswelt von globalen Ereignissen und neuen Technologien beeinflusst wurde – und welche Herausforderungen und Chancen sich daraus ergeben haben.

HR-Trend 1: Rasante Digitalisierung durch KI-Tools

Die Einführung von KI-Tools wie ChatGPT, Microsoft Copilot oder Google Gemini revolutionierte die Arbeitswelt 2024. Diese Technologien ChatGPT (OpenAI), Copilot (Microsoft) oder Gemini (Google) halfen, administrative Prozesse zu beschleunigen und halfen auch in Human Resources Prozesse effizienter zu gestalten.

Gleichzeitig wurde deutlich, dass viele Unternehmen noch in den Anfängen der KI-Integration stecken:  Während 60 % in einer t3n Umfrage angaben KI-Tools zu nutzen, stellen nur 30 % der Unternehmen ihren Mitarbeitern diese zur Verfügung (hier mehr). Der Erfolg der KI-Technologie verdeutlicht das Potenzial, langfristige Effizienzgewinne auch in HR zu erzielen – offenbart aber auch, wie wichtig es ist über Sicherheit, Compliance und Werte zu sprechen und die Klärung der rechtlichen und ethischen Grundsätze vor dem Einsatz der Tools auch von Arbeitgeberseite durchzuführen.

Beispiel: Microsoft Copilot optimierte HR-Workflows, indem es Berichte und Analysen automatisierte. Mehr dazu hier.

HR-Trend 2: (Welt)Wirtschaftliche Schwierigkeiten

Die geopolitische Lage und eine angespannte Weltwirtschaft zwangen Unternehmen zu einschneidenden Sparmaßnahmen. Deutschland ist das einzige Land in der EU-Zone, das weiterhin nicht wächst und faktisch schrumpft: Deutschland ist wieder IWF-Schlusslicht auch 2024 (hier mehr). Gleichzeitig stagniert unsere besondere Stärke: Unsere Produktivität bleibt stehen, wir verändern uns volkswirtschaftlich gesehen, nicht weiter (hier mehr).

Auf der anderen Seite zwangen weltwirtschaftliche Schwierigkeiten Unternehmen zu Sparmaßnahmen, begleitet von Ankündigungen wie Werkschließungen und großen Entlassungswellen. Die aktuelle Situation zeigt, dass im Gegensatz zu positiven  und deutlichen Wachstumszahlen der anderen EU-Länder, Deutschland mehr als einziges Land schwächelt (hier mehr). Möglicher zusätzlicher Grund ist auch, dass die allgemeine Stimmungslage zusätzlich in Deutschland noch durch die innenpolitischen Krisen negativ befeuert wurde (hier mehr).

Aber man kann die aktuelle Situation auch mehr entsprechend der Chancen betrachten: Deutschland ist aktuell die viertgrößte Industrienation der Welt und kann die Chancen wahren (Quelle: Statista) Diese Entwicklungen verdeutlichten, wie stark HR von externen wirtschaftlichen Faktoren abhängig ist.

Beispiel: Der Stellenabbau führte zu einer stärkeren Fokussierung auf interne Mobilität. Mehr dazu hier

HR-Trend 3: Schleichender Stellenabbau bei weniger neuen Stellen

Während früher neue Stellen den Abbau kompensierten, zeigte sich 2024 ein anderes Bild. Befristete Verträge liefen aus, Zeitarbeit wurde reduziert, und Investitionen in Dienstleistungsverträge blieben aus. Dennoch brachte der Anstieg an Arbeitssuchenden eine leichte Entspannung für den Arbeitsmarkt – Anzeigen erzielten höhere Erfolgsquoten, was die Besetzung offener Stellen betraf.

Doch in Deutschland leiden wir schon seit Jahren am sogenannten schleichenden Stellenabbau, jährlich wurden bis zu 100.000 Stellen im Schnitt abgebaut (hier mehr). Nur waren es insgesamt immer genug neue Stellen, die geschaffen wurden, um dieses Problem zu absorbieren. Doch nun dreht sich leider in allen Bereichen das Rad langsamer.

Beispiel: Studien zeigten, dass über 150.000 Stellen durch Aufhebungsverträge oder Sparmaßnahmen bis Juni 2024 verschwanden. Mehr dazu hier.

HR-Trend 4: Fachkräftemangel wird komplexer

Der Fachkräftemangel ist aktuell kaschiert und wird durch andere Themen überlagert. Dabei verschiebt er sich unter der Decke enorm und wird komplexer. Während die Babyboomer-Generation sich zunehmend in den Ruhestand verabschiedet geht mit ihr wertvolles Wissen verloren.

Gleichzeitig entstehen neue, technologiegetriebene Berufsfelder, die erst ausgebildet werden müssen. Unternehmen und besonders HR-Abteilungen mussten neue Wege finden, Wissenstransfer zu sichern, Skills-Management zu betreiben, die Berufsbilder müssen überarbeitet werden und neue Aus- und Weiterbildungen eingeführt werden.

Beispiel: Weiterbildungsplattformen wie Udemy erlebten einen Anstieg der Nachfrage nach technischen Kursen. Mehr über Udemy.

HR-Trend 5: Social Media wird kostenpflichtiger und Social Media Fatigue nimmt zu

Wie alle anderen Kommunikationsmedien auch stand Social Media weiter unter Druck: Plattformen wie LinkedIn oder Instagram reagieren auf KI-generierten Spam mit algorithmischen Anpassungen (weniger Prüfungen durch die Plattformen auf Wahrheitsgehalt der Posts), verstärkten die Werbung und reduzieren so letztlich technisch wie faktisch die organische Reichweite. Denn die Menschen reagierten durch sinkende Online-Präsenz in Social Media  (hier mehr, z.B. während noch 2023 die User im Schnitt 2-3 mal pro Woche LinkedIn besuchten, war es 2024 nur noch einmal im Monat). Dies hatte auf allen Mediaplattformen Ende 2024 die Reduktion der Werbeaktivitäten der Unternehmen (in Deutschland) zur Folge.

Diese rückläufige Entwicklung genannt “Social Media Fatigue” mit stark sinkende Effizienz von Recruiting Marketing- oder Employer Branding Kampagnen und weniger Aktivität potenzieller Kandidaten bis zu den deutlichen Auswirkungen auf die Karriereseiten steht einem steigenden Vertrauen der “Informationen” aus Social Media Plattformen gegenüber (hier mehr) – und das wie oben geschrieben, bei weniger Prüfungen durch die Plattformen auf Wahrheitsgehalt der Posts. Dies bedeutet besonders komplexe Anforderungen an das Contentmanagement und wir werden immer mehr unfaire Wettbewerbspraktiken auf allen Ebenen erleben.

Beispiel: LinkedIn’s Premium-Konten und Werbemaßnahmen wurden immer wichtiger, um Sichtbarkeit zu erzielen. Mehr dazu hier.

HR-Trend 6: Werte-Trends: Transparenz und Fairness auf dem Prüfstand

Gleichzeitig wuchsen für einen Teil der User durch die Technologie und den Change der Wunsch nach ethischen Grundwerten und die Beachtung der Werte wie Transparenz und Fairness. Gerade auch der soziale Gedanke und DEI ( Diversity, equity, and inclusion) haben immer mehr Einzug gehalten.

Während allerdings erkennbar sehr starke Strömungen dagegenstehen, die darwinistische Regeln anwenden und das “Recht des Stärkeren” bis zu Faustrecht mit bewusster Manipulation und dem Beugen der Wahrheit oder sogar klaren Lügen in den Vordergrund stellen.

Beide gegenläufigen Trends stehen sich besonders deutlich und polarisierend in der medialen Begleitung der Bundestagswahlen gegenüber und sind wichtige Grundlage für die Trends, die 2025 dominieren werden, und sich sicherlich weiterentwickeln.

Beispiel: Unternehmen wie Patagonia kommunizieren ihre Werte klar und gewinnen dadurch an Attraktivität. Mehr über Patagonia.

HR-Trend 7: Hybride Arbeitsmodelle etablieren sich weiter

Hybrides Arbeiten blieb auch 2024 ein zentraler Bestandteil vieler Unternehmensstrategien. Während einige Unternehmen weiter auf Präsenzarbeit drängten, suchten andere nach innovativen Ansätzen, um Produktivität und Work-Life-Balance zu kombinieren.

Dabei zeigte sich, dass hybride Modelle oft inkonsistent umgesetzt werden und begleitet auch von unterschiedlichen Deutungen und Erwartungen.

Beispiel: SAP führte flexible Modelle ein, die Präsenz und Remote-Arbeit je nach Rolle variieren lassen. Mehr zu SAP.

HR-Trend 8: Zunehmende Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer

Die Wechselbereitschaft von Arbeitnehmern erreichte 2024 einen neuen Höhepunkt. Gestiegene Arbeitsbelastungen und Gehälter, die mit der Inflation nicht Schritt halten konnten, führten dazu, dass mehr Menschen über einen Jobwechsel nachdachten. Unternehmen mussten sich stärker um Mitarbeiterbindung bemühen.

Doch aufgrund der anderen Trends (siehe oben), kann man erkennen, dass die faktische Entscheidungskraft zum Wechsel Skeptik und sehr großer Vorsicht begleitet sind und immer mehr Kandidaten bzw. sogar zukünftige Mitarbeiter einen Rückzieher machen und Arbeitgeber immer mehr Erfolg mit den sogenannten “Bumerang-Mitarbeitern” haben, also Mitarbeiter die noch in der Wechselphase oder danach umdrehen und zurückkommen.

Beispiel: Studien der WELT zeigen, dass fast drei Viertel der Beschäftigten einen Jobwechsel in Erwägung ziehen. Mehr bei WELT.

HR-Trend 9: Migration als Stabilisator des Arbeitsmarktes

Migration trug maßgeblich dazu bei, den Arbeitsmarkt zu stabilisieren. Mit 46,1 Millionen Erwerbstätigen erreichte Deutschland 2024 einen neuen Höchststand, wobei vor allem Frauen und Migranten dazu beitrugen. Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, den demografischen Rückgang auszugleichen.

Beispiel: Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) betonte die Bedeutung von Migration für den Arbeitsmarkt. Mehr beim IAB.

HR-Trend 10: Arbeitszeitmodelle werden flexibler

Die Diskussion um Arbeitszeitmodelle wurde 2024 intensiver. Während einige Politiker längere Arbeitszeiten forderten, setzen Unternehmen verstärkt auf flexible Modelle, um individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen. Diese Ansätze tragen dazu bei, den Fachkräftemangel zu lindern und die Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen.

Beispiel: Flexible Arbeitszeiten und gesamte Reduktion bei Unternehmen wie Bosch gelten als Vorbild für andere Branchen. Mehr zu Bosch.

Fazit

Die HR-Trends 2024 haben gezeigt, wie dynamisch sich die Arbeitswelt weiterentwickelt. Während besonders der technologische Fortschritte und die gesellschaftliche Veränderungen sehr intensive, neue Herausforderungen mit sich bringen, entstehen gleichzeitig weiter innovative Ansätze. Der Fokus auf Werte, Flexibilität und Mitarbeiterbindung wird auch in den kommenden Jahren entscheidend sein. Unternehmen, die sich anpassen und vorausschauend handeln, sichern sich langfristig die besten Talente und eine stabile Zukunft. Reputationsmanagement und einem Fokus auf Credibility , kluges und vorausschauendes Talent Management mit einer gewissen Unabhängigkeit von Social Media werden neue Pflicht-Aufgabe in Human Resources werden.

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    Author

    • Sie ist pragmatische Talentfinderin, Expertin im ‚Finden‘ talentierter Mitarbeiter, Social Recruiting Coach, Master-Sourcerin, Trainerin und Autorin des Besteller-Kompendiums “Praxiswissen Talent Sourcing” sowie Co-Autorin des Bestellerbuches ‘Praxishandbuch Social Media Recruiting’. Nach einem BWL-Studium in Deutschland und Großbritannien, langjähriger Erfahrung als Personalmanagerin in renommierten Qualitätsunternehmen der Industrie und als Partnerin bei Top-10-Personalberatungen gründete sie 2005 die Intercessio GmbH. Ihr Motto: In Dir muss brennen, was Du in anderen entfachen willst – Augustinus

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