Ein großes Ereignis wirft seine Schatten voraus: Google steigt in den Recruiting und HR Markt ein und hat Google Hire angekündigt. Noch steht nur die Anmeldeseite im Web – und keiner kann sich dort anmelden. Aber schon erregen sich die Gemüter und jeder will wissen, was geplant ist und vor allem: Alle beschäftigen sich damit, wie Google die Daten, die es zur Verfügung hat, für das Recruiting einsetzen will. Google hat aber bereits Statements zu Google Hire und Planungen dazu abgegeben und wir haben für Sie den Status zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Das ist alles, was Sie von Google Hire bisher sehen:
Während wir in D-A-CH noch den Ostermontag genossen, war in den englisch-sprachigen Medien in der ganzen (restlichen) Welt bereits Google Hire der Aufreger. Der Anmeldebildschirm zeigt die Möglichkeit, sich mit seinem Google Account anzumelden und damit kamen schon die Mahner auf den Plan. Sie leiteten daraus ab, dass was immer Google hier als Produkt veröffentlichen wird, noch mehr Persönliches getrackt werden wird als zuvor. Und dann noch an interessierte Arbeitgeber verkauft werden soll.
Was wir zu Google Hire bisher wissen:
Am 13. April berichtete das Online-Magazin Axios erstmals: Google arbeitet an einer Hiring-Website.
Sie beschreiben und behaupten dort – dies wurde von keinem Google-Vertreter bestätigt (frei übersetzt:)
“Ein Leser namens Colin Heilbut hat die Site entdeckt. Der Service ermöglicht es Arbeitgebern, Stellenangebote zu platzieren, Bewerbungen je nach Stellenanzeige zu erhalten und zu managen. Bisher scheinen mehrere Tech-Unternehmen Google Hire zu verwenden (oder zu testen), einschließlich Medisas, Poynt, DramaFever, SingleHop und CoreOS.”
Bis zum 17. April gingen dann die Vermutungen und Aufregungen los, da Google sich bis dahin nicht äußerte. Es schrieb die RT, eine Australische Nachrichten Website, die britischen Regenbogenpresse-Nachrichten Daily Mail und Sun, dass Google Hire Arbeitgebern erlauben würde, die Suchgeschichte der User zu sehen:
“That perfect storm of plausibility and heinousness seems to have been achieved today by a story concerning Google Hire, an upcoming Google site that will allow employers to post job listings and manage applications.”
Google’s Reaktion auf die Vorwürfe zu Google Hire:
Nach einem Interview von Gizmodo stellte ein Google-Vertreter jedoch am 17. April erstmals klar, dass nur die von den Kandidaten geteilten Informationen für die Arbeitgeber zur Verfügung stehen, die Teil des Online-Bewerbungsprozesses sind. Es wurde deutlich gemacht, dass Google kein Zugriff auf private Informationen wie Such- und Betrachtungshistorie erteilt.
Zitat des Google Sprechers (frei übersetzt) : “Nur Informationen, die ein Kandidat freiwillig zur Verfügung stellt, werden an einen zukünftigen Arbeitgeber als Teil ihrer Online-Bewerbung weitergegeben. Private Informationen werden nicht geteilt.”
Für einen potenziellen Arbeitgeber wird es auch nicht zufällig oder nebenbei möglich sein, den Such- oder Nutzer-Verlauf eines Benutzers zu sehen. So die Aussage und die Beruhigung durch Google.
“Think Positiv”- 3 pragmatische Gedanken zu Google Hire
Im Information Overload der heutigen Online-Welt geht es immer mehr um die gezielt platzierte Werbung. Man spricht nicht mehr nur von personalisierter, also Zielgruppen-orientierter Werbung, sondern es geht um das individualisierte Marketing. Also dem potentiell passenden User und Adressaten, wann immer sie online gehen, die passende (angepasste, individuell veränderte) Werbung einzuspielen. Wenn man dies so durchführen möchte, braucht man die richtigen und passenden Informationen über die Individuen der Zielgruppe. Und die hat Google. Aber ist damit auch in einer Gratwanderung zwischen Datenschutz, Persönlichkeitsrechten auf der einen Seite und dem Wunsch der User, ein “bequemes und angenehmes” Online-Surf-Verhältnis zu haben” auf der anderen Seite, unterwegs.
1. Wettbewerb belebt das Geschäft
Google Hire wird das Stellenanzeigen-Business auf eine ganz neue Ebene heben. Diesen Wettbewerb werden alle spüren, denn immer mehr nicht zielorientiert platzierter Anzeigen verhallen in den unendlichen Weiten des Webs. Betroffen werden aber besonders die direkten Wettbewerber sein, die ähnliche Produkte anbieten: das sind Indeed und LinkedIn. Gerade hat LinkedIn mit seinem Update neue Produkte zu personalisierten Anzeigen (hier mehr bei LinkedIn) eingeführt. Wir können gespannt sein, wie sich Google hier platziert.
2. Mächtige Waffe im “War for Talents”
Das Personalmarketing hinkt der Digitalen Werbung immer schon hinterher. Im Digitalen Marketing ging es schon die letzten Jahre um zielorientiertes Marketing und nun geht es um die mobile, individualisierte Werbung. Für Google gilt seit letztem Jahr “mobile first”, also wird die ausgespielte Werbung von Google Hire nicht nur individualisiert, sondern auch noch mobil-optimiert sein. Da kann kaum ein anderer mithalten. Die meisten Stellenanzeigenportale sind von solchen Möglichkeiten Lichtjahre entfernt. Es wird also auch hier spannend werden, wie die Arbeitgeber – und User auf dieses Produkt reagieren und wie sie einschlagen.
3. Die klügsten Algorithmen helfen
Die Google Algorithmen greifen besonders auch entsprechend Big Data Berechnungen auf die eigenen Daten zu. Damit ist Google sogar in der Lage entsprechend Predicitve Analytic Tools einzusetzen und Verhaltensänderungen vorherzusagen. Und nichts ist sicherer in diesem digitalen Zeitalter als die Veränderung. Solche intelligenten Algorithmen können aktuell beliebte Jobtitel für Berufe berechnen und vorschlagen. Sie können erzählen, wonach die Menschen mit ähnlichen Interessen, Alter, Wohnort, Ausbildung usw. gegoogelt haben. Alles keine personalisierte Daten und doch Realtime. Und in der Berechnung zukünftigen Verhaltens besser als der so Transformations-schädliche Spruch: “Das haben wir schon immer so gemacht und hat sich seit Jahren bewährt”.
Datenkrake Google jetzt auch mit Kandidaten-Daten?
Google wird nicht nur eine Datenkrake genannt – es ist eine. Aber was viele nicht wissen: Google nützt diese Ergebnisse sicherlich für die Werbung (gerade für die Werbung trifft unsere Sorge zu) – aber rein gar nicht direkt in den Suchergebnissen. Denn Google hat aus den jahrelangen Prozessen um die Beinahe-Zerschlagung von Microsoft gelernt und hält seine Such-Algorithmen komplett “neutral”: Sie tracken intensiv, aber es gibt keinen menschlichen direkten Einfluss auf die Suchergebnisse durch das Marketing oder Schalten von Anzeigen. Sondern nur die Algorithmen berechnen die Ergebnisse – frei von Marketing – und zeigen diese an. Das hat sogar dafür gesorgt, dass Google 2015 SEO Experten gesucht hat, um in den Suchergebnissen zu “Google” in Google wieder auf Seite 1 zu sein. Marketing und Werbung haben also keinen Einfluss auf das Suchergebnis und die Anzeige der Suchergebnisse, weder in der Reihenfolge noch im Inhalt – dies ist ein SEO-Mythos, der sich hartnäckig hält, aber nicht wahr ist.
Fazit
Klar, dass es dennoch und bei dieser Größe des Unternehmens und seiner Rolle legitime Ursachen für Sorgen gibt. Aber ich gehe davon aus, dass Google sich nun in der Nutzung der Daten auch in Blickrichtung auf Snowden und den europäischen Datenschutz extrem und überlegt abgesichert hat und vorsichtig ist. Und auch wenn wir nicht alles hinnehmen müssen, was Google macht: Wenn sie so ein mächtiges Produkt wie Google Hire einführen, dann wird es zu sehr großen Veränderungen führen. Wie sehen Sie das?
UPDATE // EDIT 14.05.2017
Google hat die Landing-Page von Google Hire aktualisiert – nun kann man sich vormerken lassen, wenn man informiert werden möchte und seine Email hinterlassen (und natürlich auch ein paar Daten mehr):
Klickt man auf diesen neuen Text, sieht man dieses Formular:
Wir sind gespannt, ob wir hier in Europa gleichzeitig einbezogen werden!
HAPPY RECRUITING MIT GOOGLE!
[…] 3 Gedanken zu Google Hire – Was kommt da auf uns zu? […]