Der HR Innovation Day fand in diesem Jahr am 2.6. in Leipzig statt. Prof. Dr. Peter Wald lud bereits zum siebten Mal ein und brachte erneut tolle Referenten aus Wissenschaft und Praxis, Neudenker sowie Studierende und HR Interessierte in den Hörsälen der HTWK Leipzig zusammen. Die gute Zusammenstellung aus modernen, aber auch klassischen HR-Themen und die perfekte Organisation haben sich herumgesprochen: Das HR Event war schon einige Tage vorher ausgebucht.
Viele der Vorträge haben sich mit dem Hype AI beschäftigt. Ich habe mir aber in diesem Jahr zwei spannende Vorträge mit völlig neuer Ausrichtung für diese Zusammenfassung herausgepickt: Der Workshop „Wie hacke ich das Deep Web, um Talente zu finden?” von Barbara Braehmer und die Abschluss Keynote von Martin Gaedt „Rock your Recruiting – 7 Milliarden Wege zu 7 Milliarden Menschen“.
Inhaltsverzeichnis
Hacking Training auf dem HR Innovation Day
In diesem Praxisworkshop auf dem HR Innovation Day gab unser Teamlead Barbara Braehmer eine Einführung in das Deep Web und zeigte, wie wir das Deep Web für die Suche nach Talenten nutzen können. Dabei war ein Punkt überraschend für die meisten: Nur etwa zwei bis vier Prozent aller Seiten im Web sind von Google indexiert und auch über Suchmaschinen auffindbar (auch Surface Web). Wir haben uns heute an die einfach aussehende Bedienoberfläche, den Google Suchschlitz, gewöhnt. Dahinter steckt jedoch einer der intelligentesten Algorithmen. Und es gilt als eines der bestgehüteten Geheimnisse, wie die Bewertung von Websites und damit die Google Indexierung erfolgt.
Was ist das Deep Web?
Das Deep Web ist kurz, alles, was wir nicht in Google oder Bing finden können. Dieses System ist vergleichbar mit einer Zwiebel. Ausgehend von einer Quelle werden Informationen von einem Punkt A über mehrere Verschlüsselungsebenen zu einem Punkt B gesendet, sodass Sender und Empfänger anonym werden. Dazu gehören beispielsweise themenspezifische Datenbanken oder nicht-öffentliche Profile in XING oder LinkedIn (die meisten Nutzer dieser Plattformen möchte jedoch gefunden werden und haben ihr Profil öffentlich gestellt).
Ist das Deep Web automatisch illegal?
Ein großer Teil des Deep Web ist legal. Das sind zum Beispiel Seiten, die Google aus technischen Gründen nicht oder nicht mehr listet. Google kann beispielsweise Seiten aus seinem Verzeichnis nehmen, die nicht mobil-optimiert sind. Ein Teil des Deep Web ist aber auch illegal, zum Beispiel Websites, die durch Passwörter geschützt sind wie Bankkonten oder Patienteninformationen.
Grundregeln für das Browsen im Deep Web
Erklärtes Lernziel der Session auf dem HR Innovation Day war auch: Nicht ungewollt ins Dark Web surfen. Das ist also der Teil des Deep Web, der komplett illegal und meist sogar kriminell ist. Barbara zeigte uns, für welche Suchen sich der Aufwand lohnt, im Deep Web zu surfen und wie man dort anonym bleibt. Natürlich sollten Sie nicht zum Spaß ins Deep Web surfen. Sie gab viele Sicherheitsratschläge. Zum Beispiel, dass sie, wenn Sie ins Deep Web gehen, sich aus allen Social Networks abmelden sollten. Ebenso ist es nicht klug “mit der Maus am Bildschirm zu lesen“ – Sie können durch Mausbewegungen enttarnt werden (wir neigen dazu, die Maus beim Lesen zu bewegen und dadurch Informationen dort Preis zu geben, wo entweder ein Cookie oder im Deep Web ein ungewünschter Hacker mit lesen) . Mehr zur Unterscheidung von Surface Web, Deep Web und Dark Web sowie Hacks zum Sourcing im Deep Web lesen Sie in unserem Blogbeitrag „Deep Web und Dark Web – Eine Chance für die Personalbeschaffung“).
Alles geht anders: Der rote Faden zur Innovation
Die Abschluss Keynote des HR Innovation Day von Martin Gaedt war ein Motivations-Feuerwerk und Plädoyer für Innovationen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war die Audience hellwach und kam gar nicht mehr hinterher zu twittern. Martin nennt sich Provotainer und ist ein Querdenker bzw. besser: Die Live-Disruption in Persona. Anhand einer Fülle an einfach aussehenden, aber sehr konsequenten, an der Zielgruppe ausgerichteten Beispielen aus der Recruiting- und Unternehmenswelt, aber auch darüber hinaus aus der Wissenschaft, führte er uns vor Augen, wie gefangen wir in unserem System sind und Chancen vergeben.
Was nicht überrascht, bekommt keine Aufmerksamkeit!
So hat ein Unternehmen die Personalsuche umgedreht und Päckchen an zwanzig ausgewählte Talente verschickt. Im Paket war ein Smartphone mit Post-it und der Aufforderung, beim Absender, dem potentiellen neuen Arbeitgeber anzurufen. Der Arbeitgeber hatte die volle Aufmerksamkeit für diesen Anruf garantiert. Kaum zu glauben und hoch interessant ist die Erfolgsquote: Daraus resultierten sogar fünf neue Mitarbeiter.
Er forderte uns zum Umdenken am Beispiel der alten Job-Aushänge im Schaufenster von Restaurants oder Shops auf. Warum nutzen wir nicht anstatt einer eher kleinen Notiz „Wir suchen Sie als Bäckerei Fachkraft“ im meist fast leerem Schaufenster nicht lieber die ganze, gute sichtbare gesamte Fensterfront mit dem Text “Im Gegenzug für eine empfohlene Fachkraft erhalten Sie ein Jahr lang Brot und Brötchen kostenlos”?
Alte Denkmuster verlassen
Wir lernten, dass alte Definitionen und Denkmuster uns oft daran hindern, andere Wege auszuprobieren. Martin Gaedt arbeitete dabei mit ganzem Körpereinsatz und drastischen Fallbeispielen: Zur Orientierung spannte er einen roten Faden im Raum. Völlig überraschend zertrümmert er einen Teller, um die Grenze des Tellerrands zu symbolisieren. Wir bekamen die Aufgabe, innerhalb von 45 Sekunden einen Papierflieger zu bauen, der sehr weit fliegen kann (- und nur wenige schaffen es in der vorgegebenen Zeit) und lernten, dass eine Papierkugel weiterfliegt als der beste Papierflieger. Eines seiner vielen Praxis-Beispiele fand ich besonders originell: Warum müssen Azubis immer jung sein – die ING Diba nimmt die Zielgruppe ab 50 Jahren in ihr Ausbildungsprogramm auf.
Martin Gaeth zeigte uns, dass es zentral ist, seine Zielgruppe gut zu kennen. Und Ideen kommen nicht von alleine. Deshalb ist es wichtig, täglich die eigene Ideenfitness zu trainieren. Nachfolgend die Video-Aufzeichnung der kompletten Keynote von Martin Gaedt auf dem HR Innovation Day 2018:
Fazit
Sieben Jahre in Folge HR Innovation Day und es wird bereits über einen Termin in 2019 gesprochen! Wir kommen jedes Jahr wieder gern, an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für die Einladung, lieber Peter Wald.
Hier die bisherigen Beiträgen, die ganz individuell in Lyrikform oder per Tweet Sammlung auf den HR Innovation Day zurückblicken, unbedingt reinschauen!
HR Innovation Day 2018 an der HTWK Leipzig, Sven Lehmann
HR-Innovation Day Leipzig 2018: Das Primat der Daten, Gerhard Kenk
poetHRy spam: HR Innovation Day oder Leipziger Allerlei, Henner Knabenreich & Florian Schrodt
Ein Bericht in Tweets, Peter Wald
Innovationen im Personalmanagement: Interview mit Prof. Peter M. Wald im Nachgang des HR Innovation Day 2018, meta HR Blog
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