Nach dem ersten Überblick zu den neuen Restriktionen der Booleschen Suche mit dem Premium Account in XING möchte ich Ihnen in diesem Blogpost 3 Wege aufzeigen, wie Sie dennoch auf Basis der XING “Erweiterten Suche” Talente finden können. Doch muss ich  vorwegschicken, dass das klassische Sourcing mit der “Erweiterten Suche” und damit dem Premium Account kaum mehr möglich ist. Wer in der bisherigen Suchmethode sucht und alle Boolesche Befehle nützt, sieht weiterhin keine Ergebnisse. Ihr maximales Ergebnis, wenn Sie klug suchen, ist in jedem (sehr) Fall limitiert. Die  Workarounds sind zeitaufwendig und nicht einfach in der Durchführung. In diesem Blogpost möchte ich Ihnen kurz erklären, wie Sie nicht mehr suchen können und welche Erfolgswege es mit XINGs Erweiterter Suche noch gibt.

Das Problem in XING:  Das des Suchalgorithmus (nicht der Booleschen Suche)

XINGs heutiger Algorithmus wurde vor 5 Jahren eingeführt. Der Wechsel fand von einem sogenannten “Keyword Algorithmus” auf einen “Semantischen Algorithmus” statt, um die Fehler der veralteten Keyword-Suche zu vermeiden: Diese suchten und zeigten nur das in genau der Schreibweise an, was man in die Suchmaschine eingab. Da Worte wie zum Beispiel “Jaguar” doppeldeutig sein können, waren die Ergebnisse limitiert. Ursache dafür war, dass diese Keyword-Suchmaschinen nur nach dem Wortlaut, aber nicht der Bedeutung suchten.

Keyword-Suchen halfen somit nicht dabei zum Beispiel ähnliche Jobtitel oder ähnliche Fachkenntnisse zu finden. Genau das können aber “Semantische Algorithmen”. Und einen solchen Algorithmus hat XING vor 5 Jahren eingeführt und um einen solchen handelt es sich heute noch.

Die direkte Algorithmus Wirkung des Updates für Sourcer

Somit sind Semantische Suchmaschinen ein Gewinn für Sourcer, denn in der Suche zeigt der Algorithmus nun auch ähnliche Begriffe zu dem eingegeben Keyword an. Denn die bisherigen Keyword-Suchen haben nur etwas Gleiches gesucht und damit weniger geholfen.

Praxisbeispiel:

Bei Suchen nach der Branche “Lebensmittel” findet ein Semantischer Algorithmus auch “Food”. Doch die Sache hat einen gewaltigen Haken: Der Sourcer muss die richtigen Booleschen Befehle mit den richtigen Keywords eingeben, wenn er genauere Ergebnisse will, damit der Algorithmus nicht nur hier und da “Food” oder “Lebensmittel” anzeigt.

LEARNING: Gute Ergebnisse hängen also in einem Semantischen Algorithmus von den passenden und guten Suchanfragen ab. Fehlen wichtige Boolesche Befehle kann man nicht mehr gezielt suchen. Und das ist nicht das einzige Problem durch das Major Update, auf das sich Sourcer in XING nun einstellen müssen.

Das Sourcing Problem: Suchalgorithmen sind nicht perfekt – die Booleschen Suche auch nicht.

Es kommt ein weiteres Problem hinzu: Viele Sourcer mit dem Premium Account gingen bisher davon aus, dass sie alle Profile angezeigt bekommen, die vorhanden sind und zu ihrer Suche passen. Dies ist aber eine Wunschvorstellung, denn es war schon bisher nicht so. Durch verschiedene technische Hindernisse (hier mehr im Blogpost: Wie erkenne ich die 8 größten Hindernisse von Semantischen Suchmaschinen im Sourcing?) konnte man mit der XINGs Erweiterten Suche nicht alle Profile mit allen Suchen finden.

Praxisbeispiel:

Zum Beispiel bevorzugt der Algorithmus in der Erweiterten Suche bis heute bestimmte Profile: Sie erhalten unter den ersten Ergebnissen zuerst einmal die Kontakte 1. und 2. Grades aus Ihrem Netzwerk angezeigt,  (je nach persönlichem Ist-Netzwerk), die zu Ihrer Suche “ähnlich” sind. Dies kann dazu führen, dass Sie manches Mal auf Seite 2 oder 3 oder sogar noch weiter hinten, die ersten interessanten Profile für Ihre Suche angezeigt bekommen. Dies ist nur ein Fehler von vielen vorher bestehenden.

LEARNING: Semantische Algorithmen sind folglich alle sehr fehlerbehaftet und ein erfolgsorientierter Sourcer muss dies einplanen. Leider wurden diese Hindernisse in diesem Major Update nicht beseitigt. Und nun kommen die neuen, technischen Einschränkungen dazu.

Änderung der Booleschen Suche in XING? Nichts Neues! 

Fakt ist: Der XING Suchalgorithmus und damit die Boolesche Suche wurden immer wieder angepasst und geändert. Bei einfachen Suchen hat man das kaum gemerkt. Sobald es um Expertensuchen ging, wurde dies sehr deutlich. Zumal XING bereits in den letzten Jahren die Booleschen Suche in ihrer Wirkung in der “Erweiterten Suche” eher eingeschränkt als verbessert hat.

Hand-aufs-Herz-Frage an alle Sourcer: Wußten Sie, dass in XINGs Erweiterter Suche schon seit 3 Jahren nur ein einziges Minus bzw. NOT möglich war und alle anderen Minus bzw. NOTs vom Algorithmus ignoriert wurden?

Teilweise wandelte XING sogar wochenlang das NOT bzw. Minus in ein AND bzw. Leerzeichen. Und manche Male merkte man diese störende Veränderung bis in die Suchen im TalentManager (schließlich ist das derselbe Algorithmus und Index).

 

LEARNING: Folglich waren technische Eingriffe, die meistens Einschränkungen beinhalteten, bereits die Regel bei XING.

UPDATE 15.05.2019:

XING’s Algorithmus hat sich und wurde seit Februar weiterentwickelt und mit ihm die Wirkung der Booleschen Befehle. In der Zwischenzeit erschien die ursprüngliche Warnmeldung mit der Ankündigung “Sie suchen wie ein Profi … die Booleschen Befehle werden bald nicht mehr funktionieren”.

Kurz nach der Einführung einer neuen Suchmaske der Erweiterten Suche Anfang Mai 2019 wurden auch die offiziellen Renovierungsarbeiten am Algorithmus beendet. Denn nun erscheint wieder die Meldung mit einem neuen/alten Text, der derzeit bei der Eingabe bestimmter Boolescher Befehle bzw. deren Kombinationen angezeigt wird: “Sie suchen wie ein Profi … die Verwendung der Booleschen Operatoren ist hier nicht mehr möglich”.

Wir haben dazu die Einzelheiten den Blogpost als Updates vermerkt Hiobsbotschaft: XING hat die Booleschen Befehle (fast) abgeschafft – was bedeutet das für Sourcer und Kandidaten? [Teil 1/3] – Update Mai 2019 sowie auch hier in diesem die Workarounds dort korrigiert, wo es Neuerungen gibt.

 

Welche praktischen Workarounds um die Restriktionen der Booleschen Suche gibt es?

Wie in der Einleitung erklärt: Es gibt keine einfachen Workarounds mehr – alle sind nur mit Systematik und Kenntnissen der Methodik und soliden Grundkenntnissen der Funktionsweise der jeweiligen Suchmaschine lösbar:

WORKAROUND 1: Auflösung der Gruppen in viele einzelne Suchanfragen

Da Sie leider die OR Befehle und ( ) Klammern nicht mehr nützen können, und damit die Gruppierung entfällt, können Sie Ihre Suchanfragen so schreiben, dass Sie immer ein Suchbegriff aus einer Gruppe mit einem anderen Suchbegriff aus einer anderen Gruppe eingeben.

Praxisbeispiel

Wir suchen einen Vertriebsmitarbeiter aus der Food oder Getränkeindustrie für die Region Hamburg. In unserem nachfolgenden Beispiel sehen Sie den Originalstring, den wir bisher in der Erweiterten Suche im zentralen Suchfeld in XING einsetzen konnten:

(“Key Account“ OR “Sales Manager“) (Food OR Beverage) Hamburg

Jetzt können Sie immer suchen und finden, indem Sie diese lange Suchkette in einzelne kurze Strings auflösen und die nacheinander in das zentrale Suchfeld eingeben:

“Key Account“ Food Hamburg

“Key Account“ Beverage Hamburg

“Sales Manager“ Food Hamburg

“Sales Manager“ Beverage Hamburg

WORKAROUND 2: Einsatz der einzelnen Suchfelder als Filter

Es ist immer noch möglich, die einzelnen Suchfelder zu nützen. Deshalb ist es auch ratsam, die Eingabe aus dem zentralen Suchfeld mit den einzelnen weiteren Suchfeldern wie zum Beispiel „Position (heute)“ oder auch „Branche“ oder zum Beispiel auch „Ich biete“ zu verbinden. Prinzipiell ist es so, dass die einzelnen Suchfelder meist zwar weniger Ergebnisse anzeigen, aber dafür sehr häufig andere. Dies ergänzt die Suche aus Punkt 1.

Praxisbeispiel

Sie können also folglich zum Beispiel den Begriff “Key Account“ in das Suchfeld “Position (heute)“ eingeben und die restliche Suchanfrage  “Food Hamburg “ in das zentrale Suchfeld. Alternativ können Sie den Begriff “Key Account“ in das zentrale Suchfeld eingeben und wählen im Branchenfeld die Branche Konsumgüter und Handel“ (die Auswahl der Branchen wurde auch extrem limitiert, deshalb wurde leider auch „Lebensmittel“ abgeschafft) und Hamburg im Feld Ort“. Sie können dieses entsprechend ändern und erhalten in jeder Suche immer wieder mehr oder weniger viele, neue Kandidatenprofile.

WORKAROUND 3: Die Google – X-Ray-Suche

Das dritte Workaround  ist Google und die sogenannte Röntgentechnik. Man kann die öffentlichen Profile von XING mit Google mit dem Booleschen Feldkommando site: durchsuchen. (hier in unserem Blogartikel: Was ist die X-Ray bzw. Röntgentechniksuche mehr). Hier gibt es aber einige Wermutstropfen. Erstens schätzt man dass im Schnitt nur 50 – 60 % der XING Mitglieder ihre Profile öffentlich gestellt hat. Zweitens hat XING die Möglichkeit, Daten in Google zu finden bereits immer mehr eingeschränkt: So können Sie heute auf öffentlichen Profilen keine Skills mehr finden oder keine “Ich biete” usw.

Die Daten, die Ihnen in Google aus XING somit zur Verfügung stehen, sind teilweise veraltet, da Google die XING Profile wegen eingeschränkter Mobiloptimierung seltener “indext”, das heißt in ihr Verzeichnis übernimmt. Deshalb finden Sie vermehrt Profile mit alten Daten und wenn sie auf diese Klicken, merken Sie, dass sie bereits geändert wurden.

Praxisbeispiel

Wenn Sie in XINGs Erweiterter Suche den String

“Senior Key Account” Food München

eingeben, erhalten Sie nur 158 Ergebnisse – aber alle sind tatsächlich “Senior Key Account” – und so gut wie alle sind in München, waren oder sind in der Food Branche. Lassen Sie die Anführungszeichen weg, erhalten Sie zwar 1073 Ergebnisse, aber nicht alle sind “Senior”  und sie sind auch nicht in der derzeitigen Position Key Account Manager. Auch sind sie nicht alle in München, sogar mehrheitlich in anderen Städten.

Wenn man in die Google Suchmaske zum Beispiel 

site: “Senior Key Account” Food München

eingibt, erhält man dort derzeit folgende Ergebnisse:

Hiobsbotschaft - XING hat die Booleschen Befehle fast abgeschafft - WORKAROUND 3 - X-RAY

Das Ergebnis spricht für sich: Googles Semantischer Algorithmus bringt durchaus auch einige “ähnliche Ergebnisse”.

Noch mehr schlechte Nachrichten: Google X-Ray ist nicht der zentrale Workaround!

Leider geht die Kette der schlechten Nachrichten weiter: Es gab im Jahr 2018 und jetzt zu Beginn 2019 große Updates bei Google. Dies hat folgende Sourcing-Auswirkungen: Gezielte Suchanfragen mit “verdächtigen Fokus auf persönliche Daten” werden geblockt.  In besten Fall müssen Sie dann einen Captcha Code eingeben – im schlimmsten Fall führt es zu einer Sperrung der IP-Adresse.

Diese kann auch länger dauern, nicht wie bisher ein paar Stunden – ich habe es ausprobiert und unsere IP-Adresse war einen ganzen Tag gesperrt, weil ich einen String mit site: Befehl, 3 Gruppen in Klammern mit insgesamt 7 mal dem Booleschen Befehl OR in Google eingegeben habe. Hier in diesem Blogpost finden Sie ein paar Tipps und Tricks, wenn Ihnen das auch passiert, ein VPN oder Proxy hilft ebenso (hier ist unser Blogpost mit 50 kostenlosen Proxy-Adressen)

LEARNING: Lange Strings besonders auch mit dem site: Befehl funktionieren in Google nur noch selten. Es ist deshalb besser, kurze Suchketten zu nutzen. Mehr hierzu finden Sie in unserem Blogpost: Sourcing Fangfrage: Wie lang ist der ideale String?

Fazit:

UPDATE 15.05.2019:

XING’s neuer Algorithmus macht das gezielte Sourcing mit der Erweiterten Suche auch nach dem Update schwer und sehr zeitaufwendig – aber wieder möglich. Sie können faktisch in der Erweiterten Suche in XING (nur noch) mit einer Abfolge von kurzen, gezielten Suchanfragen basierend auf dem AND-Befehl bzw. Nutzung der Filter suchen und erfolgreich finden.

Und vergessen Sie nicht: Das Finden ist allerdings im Active Sourcing nur ein Teil des Erfolges, denn wenn Sie nur Kontaktanfragen schicken können, da Sie mit dem Premium Account nur 5 Nachrichten in XING an Nichtkontakte senden dürfen, kommen sie weder effizient noch sonst besonders erfolgreich voran. Kürzlich berichtete mir eine Sourcerin, dass derzeit nur 5 % ihrer Kontaktanfragen auf XING angenommen werden

Das neuerliche Update seit Februar hat auch die Einschränkungen im XING Premium Tool, dem TalentManager so minimiert bzw. für Anfänger unmerkbar gemacht, dass es die einfachste Lösung ist, wenn sich Ihre potentiellen Kandidaten auf XING befinden (Mit dem XTM kann man im Monat 1000 Ansprachen an Nicht-Kontakte durchführen.)

Denn Google hat die Möglichkeit nach Orten zu suchen weiter reduziert und LinkedIn hat in der Erweiterten Suche ebenso neue Restriktionen ausgerollt. So erfordert sowohl die X-Ray- Suche in Google als auch die Nutzung der Erweiterten Suche bei LinkedIn nun besonderes Know-how, um erfolgreich zu sourcen.

Mehr im neuen Blogartikel vom 25.05.:  Keep Calm!: Zu den Booleschen Operatoren in XING und LinkedIn gibt’s wieder News

 


Viele hoffen nun, dass das Premium Tool der XING TalentManager die Lösung ist. Dazu blogge ich im nächsten Blogpost. Aber soviel vorweg: Die Suche im TalentManager wurde auch angepasst. Diese Änderungen sind – je nach Sichtweise und Sourcing Fokus – Verbesserungen oder Verschlechterungen. Fakt ist also, dass auch im TalentManager nicht alles beim Alten geblieben ist. Ich hoffe derzeit aber immer noch, dass XING an den deutlichen Verschlechterungen des TalentManagers arbeitet und sie korrigiert.

Lassen Sie sich nicht von XING frustrieren – den einfachsten Workaround habe hier nicht aufgelistet: Er heißt LinkedIn. Dort kann man nach wie vor sowohl mit dem kostenlosen Freemium Account als auch mit dem Business Account sehr gut sourcen. LinkedIn hat zwar im November 2018 die Zahl der ORs  auf 5 pro String begrenzt und sonst auch einige Änderungen in der Booleschen Suche eingeführt. Diese Änderungen sind aber nicht dramatisch und einfach zu lösen.

Übrigens: Ich habe noch nichts darüber gelesen, dass XING etwas zu diesem Major Update veröffentlicht hat.


Den ersten Blogpost dieser Serie zu XINGs Major Update finden Sie hier:

TEIL 1: Update Mai ’19: Hiobsbotschaft: XING hat die Booleschen Befehle (fast) abgeschafft – was bedeutet das für Sourcer und Kandidaten? [Teil 1/3]


Deshalb – das XING-Sourcing geht weiter:

Happy Sourcing!

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