Diejenigen, die vom Fachkräftemangel bezüglich MINT Berufen betroffen sind und verzweifelt Ingenieure suchen, finden sich bekanntlich in guter Gesellschaft. Laut Statista steigt derzeit pro Quartal die Zahl der offenen Stellen um einen zweistelligen Prozentsatz. So ist es nicht verwunderlich, dass viele die aktive Suche und Kontaktaufnahme via Active Sourcing wählen. Und nicht selten entsetzt feststellen: Entweder es werden viel zu viele oder viel zu wenige Profile in Social Media angezeigt. Dieser Blogartikel gibt 3 Tipps, wie man dieses Problem gerade bei der Suche nach Ingenieuren auflöst.

Ingenieure wanted?! Das Sourcing Grundproblem 

Wie die erfahreneren Active Sourcer von Ihnen wissen: Wir arbeiten heute nicht mehr mit Keyword-Suchmaschinen, sondern die derzeitigen Suchmaschinen suchen alle semantisch. Ob XING oder Linkedin, Google oder Bing – keiner dieser Suchmaschinen geht mehr los und sucht genau das von Ihnen eingegebene Keyword bzw. die Reihe der Keywords. Was machen also diese sogenannten Semantischen Suchmaschinen anders? Vom Prinzip zwei Dinge:

  1. Sie korrigieren Ihre Eingabe entsprechend ihrer Programmierung (Autokorrektur).
  2. Und sie suchen, wenn sie etwas berechnen, nicht genau das Keyword oder die Keyword-Kombination, die Sie eingeben. Sondern sie berechnen nur ähnliche Bedeutungen und Kombinationen.

Das hört sich erst Mal praktisch an. Denn so gibt der Sourcer das Keyword “Ingenieur” ein – und XING’s Erweiterte Suche zeigt Ihnen zum Beispiel 10.000+ Ergebnisse an. Leider sind darunter dann aber auch:

  • Recruiting- und HR-Kollegen, die Ingenieure suchen
  • Engineers, die Informatik, Chemie oder Physik studiert haben
  • Software Engineers, die überhaupt nicht studiert haben
  • Englisch für “Techniker” lautet auch häufig Engineer
  • alle Freelancer, die Projekt Kollegen suchen

Je weiter man die Ergebnis-Liste dann nach hinten klickt, um so weiter entfernen sich die angezeigten Profile alleine schon bei der Eingabe eines einzigen Keywords von diesem Begriff. Das ist die Regel – aber davon gibt es je nach Algorithmus einige Ausnahmen, wie wir nachfolgend als Hacks sehen. Und diese sollte man kennen, wenn man nicht potentielle Kandidaten übersehen will.

Alles ist im Fluss in Social Media auch in Bezug auf Ingenieure

Da wir uns nicht in der Realen Welt befinden, sondern online, sollten Sie sich unbedingt bewußt machen: Es gibt keinerlei Regeln und Pflichten, den genauen Job Titel oder den genauen Studien-Abschluss auf einem Profil einzupflegen. Im Gegenteil: Diese Freiheit des “Personal Brandings” sorgt dafür, dass die Menschen online mit Spaß und Freude jederzeit ihre Profile ändern können. Und das tun sie auch in Business Netzwerken – wie sie es mit dem Beziehungsstand in Facebook tun: nach Lust und Laune. Ärgert zum Beispiel ein Chef einen Physiker, der in einem Ingenieur-Job arbeitet, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass er damit reagiert, dass er auf XING seinen Job ändert. Man merkt das daran, wie oft im Nachrichtenstrom Meldungen auftaucht: “xyz hat einen neuen Job”.

Deshalb ist unser Ratschlag vorab:

Machen Sie sich immer bewußt, dass Social Media Profile keine Lebensläufe sind und suchen Sie deshalb nie nur nach den Job Titeln, sondern nach Berufen bzw. sogar Berufsbildern.

Damit sind wir schon bei den drei Sourcing Hacks für die Suche nach Ingenieuren:

Sourcing Hack 1:

 

Ingenieure sind ja bekanntlich nicht alle Ingenieure. Oder doch?

Wir haben alle im Recruiting gelernt: Möchte ich gute Ingenieure suchen und finden, sollte ich von Anfang definieren, wen genau sich der Fachbereich als ein “Talent” vorstellt. Sie sollten sich somit auch beim Sourcing folgende Fragen beantworten:

  • Muss der zukünftige Stelleninhaber ein Studium haben?
  • Wenn ja, welches? Und wie lauten die genauen Abschlüsse

Das Problem der Semantischen Suche kann man nicht lösen, in dem einfach nur ähnliche Begriffe in Strings aneinander reiht. Denn mit jedem weiteren Begriff, errechnet der Algorithmus nur noch etwas “Ähnlicheres” und entfernt sich immer mehr vom Ziel.

Beispiel:

Der Job Titel der Position, die Sie zu besetzen haben ist Test-Ingenieur Elektronik – wenn Sie diesen direkt so in XING’s Erweiterte Suche eingeben, passiert Folgendes:

Ingenieure verzweifelt gesucht - hier sind 3 coole Sourcing Hacks

Deshalb gilt die Regel

Wer beim Active Sourcing auf Job Titel baut, baut auf Sand. Kaum ein User hält sich daran! Aber nicht nur das – durch die Digitalisierung verschwimmen gerade in den technischen Berufen die Grenzen. Wer sich hier nur an den Abschlüssen oder Job Titeln orientiert, dem entgehen wichtige Kandidaten. Ziel muss sein, zur Keywordbestimmung das BERUFSBILD im Fokus zu haben.

Sourcing Hack 2:

 

Auch Ingenieure sprechen oft nicht Englisch, sondern DEnglisch!

Der zentrale Erfolgsfaktor, um Ingenieure zu finden, ist von Anfang zu definieren, wen man bei der Suche sucht. Sie sollten folgende Fragen beantworten: Wie pflegen Mitarbeiter, andere, die diesen Job machen, ihr Profil (welche Begriffe nützen sie). Kurz: Was sind deren Online Footprints, deren Digital Body Laguage – welche Worte stehen wirklich auf deren Profile. Und im nächsten Schritt: Wie reagiert die Suchmaschine darauf?

Beispiel:

Sie suchen Ingenieure mit Mechatronik Kenntnissen. Viele würden den Begriff Mechatronik eingeben und dann nach der Übersetzung suchen: Mechatronics. Sie werden sehen, dass das unterschiedliche Ergebnisse bringt. Das ist ein guter Weg. Aber wußten Sie, dass die Semantische Suchmaschinen nur meistens, aber nicht immer ihre Autokorrektur und Berechnungen durchführen? Das sollten Sie testen, indem Sie prüfen, wie sie auf Rechtschreibfehler oder auf DEnglisch reagiert. Denn nicht gerade wenige lassen das “s” bei Mechatronics weg:

Ingenieure verzweifelt gesucht - hier sind 3 coole Sourcing Hacks

Und die Suchmaschine reagiert hier nicht mit Autokorrektur – was heißt, wenn Sie diese Schreibweise nicht direkt suchen, wird sie nicht angezeigt.

Jeder Semantische Algorithmus ist nur so gut, wie seine Programmierung und kann nicht alles berechnen und “hellsehen”. Gehen Sie davon aus, dass selbst Google mit seinen vielen Variablen nicht in der Lage ist, alles was wirklich Ähnlich ist zu erkennen. Suchen Sie also gezielt danach, wie Menschen, die die Aufgabe tatsächlich durchführen, auch sprechen bzw. schreiben – inklusive Rechtschreibfehler und “DEnglisch”.

Sourcing Hack 3:

 

Finger weg vom “Trick 17 mit Selbstüberlistung”: Monsterstrings sind Sackgassen!

 

Viele hoffen, wenn sie in langen Suchketten, genannt Strings, einfach ähnliche Schreibweisen ihrer Keywords endlos lang aneinanderreihen, dann steuern sie so die Suchmaschine. Das ist  – leider – grundfalsch. Diese Denkweise nimmt an, dass die Suchmaschine bei jedem einzelnen Wort z.B. ” Ingenieure ” einzeln nach allen Ähnlichkeiten des einzelnen Wortes sucht. Das genau macht sie aber nicht. Im Gegenteil, sie bricht sogar ab einer gewissen Zahl an Suchbegriffen einfach die Berechnung ab. Das können Sie aber auch zu Ihrem Vorteil nützen, wie das nachfolgende Beispiel zeigt.

Beispiel:

Bleiben wir beim unserem Beispiel der Suche nach auf Mechatronik spezialisierten Ingenieuren. Dieses Mal verfeinern wir die Anforderungen auf den Wunsch, dass die (potentiellen) Kandidaten einen akademischen Abschluss haben sollten. Bevorzugt wünschen wir uns ältere Kandidaten, deshalb suchen wir gezielt nach Personen mit “Diplom-Abschluss” (ohne BA oder MA).

Viele würden wohl erst Mal so anfangen:

Ingenieure verzweifelt gesucht - hier sind 3 coole Sourcing Hacks

Und dann sich die anderen Schreibweisen vornehmen und den String dann so aussehen lassen:

(“Diplom-Ingenieur” OR “Diplom Ingenieur” OR “Dipl. Ing.” OR Diplomingenieur OR “Dipl-Ing”) (Mechatronic OR Mechatronics OR Mechatronik)

Ingenieure verzweifelt gesucht - hier sind 3 coole Sourcing Hacks

Damit kommt man dann auch nicht wirklich weiter, nicht wahr?

Die Lösung liegt im Test der einzelnen Wortkombinationen bzw. in der “Überforderung” der Semantischen Suche, Ähnlichkeit zu berechnen. Wenn eine Semantische Suchmaschine mit dem String nichts anfangen kann, also keine Ähnlichkeit berechnen kann, dann bricht sie ab und sucht nach der BESTEN ALTERNATIVE durch AUTOKORREKTUR:

Ingenieure verzweifelt gesucht - hier sind 3 coole Sourcing Hacks

Jetzt werden Sie sich fragen: Wer in aller Welt sucht mit einer solchen crazy Suchkette:

dipl diplomingenieur OR Mechatronics OR ingenieur?

Ich gehe davon aus, nur ganz wenige. Aber Berechnungen von Algorithmen sind nur für uns unlogisch (oder crazy) – für den Algorithmus ist dies logisch. Hier wird nicht angezeigt, wie andere gesucht haben, sondern welches der BESTE WEG zum Ziel ist.

 

Was lernen wir daraus für die Sourcing Praxis?

Das ist wie in der Werbung: Wenn es hilft, ist es egal, ob es schön ist – Hauptsache Sie kommen zum Ziel. Und zum Ziel kommen Sie nicht mit langen Suchketten ähnlicher Begriffe wie Sie sehen. Sondern nur damit, dass Sie logisch und systematisch Ihre Tools steuern und diese gut in ihren Stärken und Schwächen kennen.

Deshalb gilt die Regel:

Semantische Suchmaschinen suchen bzw. besser: berechnen nicht das Gleiche, sondern das Ähnliche. Und das tun sie NICHT EINZELN für jeden Begriff, sondern für die gesamte Begriffskombinationen, die Sie eingeben. Also werden vom Algorithmus alle eingegebenen Keywords ZUSAMMEN BEWERTET. Je mehr Begriffe Sie aneinander reihen, je weiter entfernen Sie sich vom Ziel – er berechnet ja fast immer MEHR ÄHNLICHKEIT – also entfernt sich vom GLEICHEN. Wenn Sie dann nicht wissen, was das Ziel ist, navigieren Sie im Zufallsprinzip. Wer also nur zufällig aneinander gereihte Begriffe eingibt, wird auch nur zufällig finden.

Fazit:

Wer gezielt Semantische Suchmaschinen zu den Ingenieuren steuern möchte und gezielt finden möchte, muss sich einen genauen Plan zuvor machen, welche Online-Spuren diese hinterlassen. Dazu ist wichtig, dass man weiß, welches Berufsbild man sucht und darf sich hier nicht von Wunschdenken leiten lassen, dass durch einen Titel zufällig doch irgendwie ein ähnliches Profil anzeigen wird. Keine der Suchmaschinen ist fehlerfrei oder kann hellsehen, was Sie suchen und finden möchten. Aber Sie können diese Unzulänglichkeiten der Suchmaschinen zu Ihrem Vorteil nützen. Man muss diese Fehler nur kennen, dann klappt’s auch mit dem gezielten Active Sourcing.

 

 

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